PRESSEINFORMATION
Hamburg, den 11.2.2008
„Die Förderung der freien Musikszene Hamburg ist im Prinzip aufgegeben.“
"Kreativ Hochburg Hamburg"(1), mit Projektmitteln im Bereich E-Musik für das Jahr 2008 in Höhe von 50 000€ ?
"32 Anträge aus sehr unterschiedlichen musikalischen Zusammenhängen und Musikbereichen - wie z.B.
aus der Neuen Musik, von Chören, aber auch Kinder- und Jugendprojekte und Anträge von musikali-
schen Gesellschaften, Initiativen sowie Ensembles und Einzelkünstlern" bewarben sich im November
2007 für eine Förderung bei der Kulturbehörde der Freien und Hansestadt Hamburg. Davon wählte die
Jury 17 Projekte aus, "die für ein vielfältiges Musikleben in Hamburg von besonderer Bedeutung sind."(2)
Nicht einmal 3000€ standen demnach durchschnittlich für jeden Antrag zur Verfügung.
Die Bewerbung der Konzerte mit Flyern, Organisationsarbeit, Raum- und Instrumentenmieten und vieles
mehr müssen davon bestritten werden, nur ein minimaler Betrag bleibt als Honorar für die Musiker/Innen.
Eine intensive Probenarbeit, das Erarbeiten von neuen Projekten wird damit unmöglich. Kaum verwun-
derlich, daß viele Ensembles und Musiker/innen in andere Städte und Länder abgewandert oder außer-
halb Hamburgs bekannter sind als in ihrer Stadt.
.
Im Gespräch mit auswärtigen Musikern löst der geringfügige Betrag von 50 000€ für Projektmitteln im
Bereich E-Musik ungläubiges Erstaunen aus, für ein Millionenstadt wie Hamburg ist er ein Skandal.
Wie der ehemalige Musikreferent der Kulturbehörde Dr. Helmut Tschache in einem Interview schon 2003
erklärte: „Die Förderung der freien Musikszene Hamburg ist im Prinzip aufgegeben.“
Wenig ändern wird daran das Hamburger Projekt Klang! (2008 - 2011), für das Mittel von der Kulturstif-
tung des Bundes und der Stadt Hamburg zur Verfügung stehen. Die einseitige Ausrichtung des Projekts
Klang! auf die Bewerbung der Elbphilharmonie und die Verankerung des Projektes in der Musikhoch-
schule kommt weniger der lokalen Musikszene zugute, eher dem Stadtmarketing und der Vermarktung
des touristischen Angebots.
"Für ein vielfältiges Musikleben in Hamburg" ist eine kontinuierliche Erhöhung der Projektmittel
für den Bereich E-Musik auf das zehnfache und der Aufbau und Unterhalt eines Zentrums für
aktuelle Musik im innerstädtischen Bereich die wichtigste Voraussetzung, um dem so gern bean-
spruchten Platz Hamburgs als Musikmetropole annähernd gerecht zu werden.
Mit freundlichen Grüßen
Verband für aktuelle Musik Hamburg
.....
(1) Veranstaltung des Hamburger Senats für 300 Preisträger am 30.1.08 im Thalia Theater. Kosten für
die Veranstaltung ca. 50 000 € (zit. Christa Goetsch, 7.2.08 bei einer Diskussion im Cultwerk West.)
(2) Zitate aus dem Zuwendungsbescheid der KB Hamburg, Dez. 2007
"Kreativ Hochburg Hamburg" -
"..... nur ein minimaler Betrag bleibt als Honorar für die Musiker/Innen."
Die weit verbreitete Annahme es würde vollkommen reichen den KünstlerInnen Material zur Verfügung zu stellen und diese ja ohnehin von der frischen Hamburger Luft und der Liebe zu Ihrer Kunst leben stellt sich szenenübergreifend dar. Wenn es so weitergeht arbeiten wir 2012 wohl alle für die Hamburg Marketing GmbH. Leider muss diese dann die Kultur komplett erfinden - ist ja aber auch ein verdammt kreativer Job. Olé Olé