Der 1978 verstorbene Mitbegründer der Fluxusbewegung wäre heute 77 geworden.
Maciunas war der Sohn des litauischen Architekten und Spezialisten für E-Kraftwerke Alexander M. Maciunas und der Russin Leokadija Maciunas, einer ehemaligen Balletttänzerin der litauischen Staatsoper.
Nach der Emigration der Familie 1948 nach New York studierte Maciunas Kunst, Architektur und Musikwissenschaft in New York und Pennsylvania. Dazu kam später noch ein Studium der Kunstgeschichte. Während der ganzen Zeit seiner Studien, und darüber hinaus, beschäftigte er sich mit taxonomischen Darstellungen von Kunstproduktion.
Maciunas hat bis 1968 sein Geld als Gafikdesigner verdient. 1960 erfand er den Begriff Fluxus, zusammen mit Almus Salcius. 1960/61 organisierte er zuerst Austellungen, dann Veranstaltungen in NY und Europa (er war berufstätig bei der US Air Force in Wiesbaden).
1964 versuchte er, zusammen mit Henry Flynt, Aufführungen von Stockhausen zu stören und zu bestreiken.
Diskursiv griff er Mies van der Rohe und Frank LLoyd Wright an in seinem Buch: "The great frauds of architecture" (en passant: der jetzige Kunstsverein Direktor, Yilmaz Dziewior, schreib seine Dissertation über Mies van der Rohe).
Getrieben von seinem Kunstbegriff sowie seinem politischen Engagement fing Maciunas an, alternative Vertriebssyteme zu erarbeiten; dazu gehört die Eröffnung eines Fluxusladen/Versandhauses in der Canal Street, New York.
1967 gewann das von ihm veröffentlichte Fluxfilm-Programm (u.a. mit Beiträgen von Paul Sharits und Wolf Vostell, und auch via Mail-order bestellbar) mehrere Aufzeichnungen bei Filmfestivals.
1965-75 führt Maciunas Interesse an Wohn-/Urbanismus-Problematiken von "Fertigbau"-Studien zunehmend zu direkten, praktischen Eingriffen im stätischen Raum und konkreten Wohnprojekten (was in großem Kontrast steht zu der Beschäftigung mit Urbanismus des gleichaltrigen Guy Debords).
1967 erhielt er eine Finanzierung von der JM Kaplan Foundation und kaufte das Gebäude 80 Wooster Street, das er zu Loft-Wohnungen umwandelte, die er dann billig ($6 pro Quadratmeter) an Künstler verkaufte in einem "Co-op" System. Die 'Film Makers' Cinematheque' von Jonas Mekas fand da ein Zuhause.
Weitere neun Gebäude wurden gekauft undumgewandelt, und mit diesen Aktionen in Soho schaffte er es, tatsächlich das Viertel zu verändern – aber mit sehr wenig persönlichem finanziellem Profit.
Wenn heute immer noch Leute in Soho leben, die keine Millionäre sind, dann ist das mit großer Wahrscheinlichkeit in einem der Gebäude, für die sich Maciunas engagiert hat.
Ab 1969 veranstaltete er auch experimentalle "fluxus"-Essen.
1975 zog er weg von New York nachdem er von der Mafia wegen einer nicht-bezahlten Elektiker-Rechnung fast umgebracht worden wäre. Nur dank eines schnellen Krankenwagen-Einsatz überlebt er, verlor aber bei dem Angriff ein Auge.
1976 baute er sein Fluxlabyrinth in Berlin (Akademie der Künste)
1978 heiratete er – kurz bevor er von Krebs starb – Billie Hutching.
Ganz anders als bei seinen Kunstmarkt-freundlichen Kollegen Joseph Beuys und Nam June Paik wurde die Arbeit von Maciunas nie – sogar bis jetzt – nie auf einer documenta oder Biennale gezeigt.
Reklame, Village Voice, 1966
Fluxladen, 359 Canal Street, New York, 1964
Prospekt, 1966
Quelle: Emmett Williams, Ay-O und Ann Noel, Mr. Fluxus (Wiesbaden: Harlequin Art, 1996)
Plakat, 1966
Flux-Feast, 1969
1963
1965