Abendblatt fordert mehr "Biss" von der Off-Szene
17.11.2007 | 14:46 Uhr | Alter: 11 Jahre

Liebe Hamburger Off-szene!

Ist es nicht der blanke Hohn, dass ihr vom Hause Springer zu mehr "Biss" aufgefordert werden müsst? Ist ja schön und gut, dass man brav seine Hausaufgaben macht und dann dafür gute Noten bekommen möchte, aber wenn eure Agenda nicht weiter geht, als für repräsentative und gut vermarktbare Beiträge zum Hamburger Kulturleben die Verdoppelung Eures Budgets einzufordern, frage ich mich, wozu man überhaupt eine Off-Szene braucht! Ernsthaft!
eure, c.

Hamburger Abendblatt, 17.11.2007

Reden ist eher einfach - Handeln kostet

Am Anfang war das Geld, am Ende steht die Finanzbehörde. Klar umrissen waren die Ziele der Hamburger Kunst-Off-Szene, die Kultur-Vertreter von SPD, Grünen und CDU ins Westwerk geladen hatten. Nach ihrem europaorientierten Festival "Wir sind woanders #2" forderten sie eine Verdoppelung der Gelder (bislang 180 000 Euro), mehr Zuwendung seitens der Stadt sowie einen generellen Etat, der für alle kulturellen Off-Szenen zur Verfügung steht. Hauptargument der Off-Szene dabei war ihre rasante Entwicklung: Von 2005 bis heute stieg die Zahl der Künstlerhäuser von acht auf 30. Und immer mehr schöpft die Kulturwirtschaft die kreative Sahne ab, die die Off-Szene zuvor in mühseliger Arbeit und Selbstorganisation gewonnen hat.

So weit einig waren sich Dorothee Stapelfeldt (SPD), Willfried Maier (Grüne) und Brigitta Martens (CDU), dass hier Handlungsbedarf existiert. Maier nutzte sogleich den bevorstehenden Wahlkampf, um auf eines der Ziele seiner Partei: mehr Gelder für die Kultur, hinzuweisen. Vor allem Stapelfeldt und Maier zeigten aber sogleich die Grenzen ihres Goodwill-Ansinnens auf. Mehr als engagieren geht nicht. Irgendwann kommen die Fraktionen mit ihrem Kampf um die Verteilung der Gelder und am Ende die Finanzbehörde. Wer da keine starke Lobby hat, der geht mit leeren Taschen nach Haus. Zwischen den Zeilen gelesen war das die Botschaft der geladenen Partei-Vertreter: Macht mehr öffentlichen Druck auf die Parteien. Denn trotz aller Beteuerungen und schön geschriebenen Statistiken hat sich die Bedeutung der Kulturwirtschaft für die Hansestadt bislang noch nicht bei den ranghöchsten Politikern ins Herz geschrieben. Schön geredet, aber für die versammelte Off-Szene doch etwas enttäuschend. Leicht wurde sie aus ihren romantischen Träumen gerissen, dass auf der einen Seite die autonome und kreative Szene mit ihren innovativen Ideen sitzt und auf der anderen Seite eine fürsorgliche Stadt notwendige Mittel und mütterlichen Schutzraum bereitstellt. Noch immer sind es die Leuchtturmprojekte, Elbphilarmonie und ähnliche Vorhaben, mit denen Politiker sich schmücken. Kein Grund allerdings zur Resignation. Gerade jetzt sollte die wachsende Off-Szene mehr Biss zeigen, so wie dies eine angriffslustige Birgit Durbahn des FrauenMedienprojekts Bildwechsel während der Diskussion bewies. Sie muss ihre Daseinsberechtigung nicht nur durch Statements legitimieren (Motto: Wir leisten kulturelle Grundlagenforschung), sondern mit einem beeindruckenden Katalog ihrer Leistungen belegen. Das könnte die Politik dann doch arg in Bedrängnis bringen. Vielleicht erwärmt sich eine kommende Politikergeneration einmal lieber im kulturellen Umfeld als beim wöchentlichen Starren auf den grünen Rasen im Fußballstadion. wj

Kommentare [5]
Oli Simon (Y©) schrieb am 21.11.2007 13:23

Liebe Cornelia,

1. "wir" sind es von denen Du sprichst, nicht "ihr", Du bist ja auch strukturlegend beteiligt am Hamburger Off Space;
2. weder "wir" noch "ihr" haben sich derart geäußert, sondern Du reflektierst auf einen Artikel von "denen", sprich dem Hamburger Abendblatt;
3. unsere Agenda reicht selbstredend viel weiter als das, was "wj" in dem Artikel schrieb - nämlich über den Mond, weit über den Mars hinaus und tiefer hinein ins kreative Herz der Off Künstler, als uns selbst bewusst ist.
4. Nur fehlt es noch an der öffentlichen Sichtbarkeit und Resonanz unserer Leistungen und Forderungen, sowie unserem konsolidierten Selbstverständnis hierzu. Das bringen wir mittels der kontinuierlichen, kreativen Arbeit der individuellen Off Space Künstler und Räume, mittels wirsindwoanders.de Symposien und letztlich auch mit ersten Politiker-Gesprächen auf den Weg.
5. Den Artikel des Springer Verlags braucht niemand von uns als hinderlichen Masstab zu interpretieren, geschweige denn zum verspotten unserer Arbeit missbrauchen. Bitte bleibt dem positiven Konstruktivismus treu und macht nicht die Pferde scheu. Macht sie auch nicht lahm, sondern zahm!
6. Eine videologische Zusammenfassung in der Dezemberausgabe von FEUERLÖSCHER TV wird dem Plot wünschenswerterweise gerechter.
7. Herzlichst, YO

Cornelia schrieb am 21.11.2007 14:26

lieber oli,

1. ich finde das mit dem wir/ihr nicht so eindeutig. fühle mich zwar irgendwie zugehörig und bin sicher (aktive) sympathisantin, teile aber ganz sicher nicht das von durbahn eingeforderte postulat: "wir lassen uns nicht auseinanderdividieren". mit den meisten dieser "szene" verbindet mich zu wenig, um solidarisch sein zu können. und ich finde gerade das auftreten der "szene" in ihrer gesamtheit sehr viel schwächer und kraftloser als ihre einzelnen teile! das liegt am kleinsten gemeinsamen nenner, der naturgemäß immer klein ist!

2. ja, klar beziehe ich mich auf den artikel im abendblatt. da ich nicht dabei sein konnte, war das meine erste informationsquelle (vor ullis text erschienen).

3.so lange so verschwurbelt ist, teilen es sicher viele ja. wenn es um konkretere politik geht, sind die grenzen da sehr eng! (erfahrungsgemäß)

4. ich weiß nicht, ob diese "sichtbarkeit" nicht ein kriterium ist, dass IHR euch nur von den politikern habt aufdrängen lassen. wieso wollt ihr sichtbar sein? ein "konsolidiertes selbstverständnis" wäre ja schon erst einmal ausreichend, um gute arbeit zu machen. aber ich fürchte daran mangelt es bereits.

5. tut mir leid mit dem "verspotten". es ist zugegebenermaßen etwas boshaft von mir gewesen, aber als erste information in der ferne ausgerechnet so etwas lesen zu müssen, ist schon bitter. mein kommentar war auch provozierend gemeint! und ich finde aber, auch ohne springer-presse, das auftreten der "szene" im allgemeinen sehr darum bemüht, einen guten eindruck zu machen, so dass mama welck auch mal ein lob ausspricht. das ist der sicherste weg, NICHT ernst genommen zu werden.

die zahmen pferde werden nicht gut gefüttert, sondern verhungern!

cheers, c.

Oli Simon (Y©) schrieb am 22.11.2007 18:20

Liebe Cornelia,

zur Antwort auf 1.:
A: Durbahn habe ich so verstanden, dass die Off-Szene und die einezelnen Räume/Künstlerinnen nicht in Sparten geteilt werden sollten (wie bei der Behörde z. B. üblich), weil der Off-Space insgesamt und in seinen Teilen interdisziplinär handelt, Naturgemäß denken (Resonanz)leben oder arbeiten die Künstler etwas vor, in diesem Fall holistisches Multitasking, was die Gesellschaft erst mit Verzögerung und Trägheit nachahmen kann.

Das mag frau sympatisch oder unsympathisch finden, man ist jedoch besser beraten, es wertfrei zu betrachten, egal ob die Szene hierüber schon ein gemeinsames Selbstverständnis entwickelt hat oder noch keine Verabredung stattfand.

B: Du BIST solidarisch in dem Du die Szene verbindest (per echo-intern)!

zur Antwort auf 4.:
A: Die Sichtbarkeit ist unserem anonymen Sponsoren gezollt, nicht von der Politik verordnet. Vom eigenen Verständnis her sind WIR Off, nicht On.

B:An einer Konsolidierung mangelt es nicht bereits, nein, im Gegenteil, daran magelt es NOCH, denn u. a. genau zu diesem Behuf haben wir uns zusammengefunden. Seit mehr oder weniger 2 Jahren arbeiten wir daran und die Situation hat sich bereits verbessert. Da sind weder Pessimismus noch Animositäten angebracht, sondern, ich betone es erneut und erweitere: Soziopragmatisch-positivistische Konstruktivität! auch in

Antwort zu Deiner Antwort auf 5.:
meine ich, dass wir wir uns nicht um (gute) Eindrücke bemüht haben, sondern 'buisiness as usual' geleistet haben. Um Aufmerksamkeit zu erregen ist ein radikaler künstlerischer (sprich verkündender) Ausdruck allerdings hilfreich, insofern stimme ich Dir zu, doch wünschendwerterweise authentisch und nicht gewollt, solange unsere Konsolidierungsphase noch in der Pubertät ist.

B: Mit den Pferden sind die Politiker, Presse etc. gemeint! Und doch! Nur zahme Pferde lassen sich füttern, die anderen flüchten und suchen anderswo Futter. (Da sind wir dann allerdings auch schon zu Stelle ;-), denn WIR SIND WOANDERS.

Herzlichst, Oli

Oli Simon (Y©) schrieb am 22.11.2007 18:30

KORREKTUR:

Es sollte im vorletzten Absatz, am Ende heißen:

"... solange unsere
Konsolidierungsphase noch NICHT in der Pubertät ist."

(Denn wenn sie es ist, gehts ab..)

Torsten P Bruch schrieb am 18.12.2007 11:46

Es gab ja eine interne Diskussion der Kunst-Szene (wirklich "Off" finde ich uns ja nicht) die auf Grund des Juryworkshops (Wir sind Woanders#2 von Linda e.V.) zu den Forderungen gegenüber den Politikern zusammenfand.

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