Nana Petzet
Künstlerin, geb. 1962 in München, hat an der Akademie der Bildenden Künste München und an der Hochschule für bildende Künste Hamburg (Diplom 1991) studiert. Seit ihrer Performance "Rational Scientific Art" an der Münchner Akademie (1987), einem Vortrag über die Gravitationstheorie eines fiktiven Physikers, steht die Auseinandersetzung mit unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen im Zentrum ihrer künstlerischen Arbeit. Ihr Vortrag "Reversion als Realisation negentropischer Prozesse im makroskopischen Bereich" (Centre d´Art Contemporain FRI-ART, Fribourg 1991) und ihre Installation "Schrödingers Katze" (Kunstverein Hamburg 1993) reflektieren die Quantenmechanik und deren auf stochastischen Grundannahmen basierende Weltsicht. In dem simulierten Alterungsexperiment "Der Tausendjährige Raum" (Galerie FOE 156, München 1989) wie in der realistisch angelegten Feldstudie zum Alterungsverhalten monochromer Malerei "Modellversuch ROT" (Galerie Art Acker, Berlin 1992) werden im übertriebenen Anspruch an Detailgenauigkeit die Grenzen wissenschaftlichen Experimentierens sichtbar.
1995 wandte sich Nana Petzet dem Thema Hausmüll zu und entwickelte das "SBF-System" (Sprengel Museum Hannover, 2000), als Gegenmodell zum Grünen Punkt. Im Selbstversuch sammelte sie ein halbes Jahr lang alle in ihrem Vierpersonenhaushalt anfallenden Verpackungsabfälle und untersuchte deren Recycelbarkeit ("Endurvinnslustöth nei takk", Reykjavik 1998). Die umfangreiche Hausmüllsammlung inventarisiert sie seit der Ausstellung "einräumen" (Hamburger Kunsthalle, 2000) mit dem ausgeklügelten Kunstinventarisationsprogramm HIDA MIDAS. Auf diese Weise bringt sie grundsätzliche gesellschaftliche Tendenzen — die allgemeine Wegwerfmentalität und den Drang zur Musealisierung — auf überraschende Weise zusammen. In einer aktuellen Präsentation ist das "SBF-System" bis Ende Januar in der Ausstellung "green dreams" im Kunstverein Wolfsburg zu sehen. In ihren neuesten Arbeiten wendet sich Nana Petzet der Tier und Pflanzenwelt und der Verhaltensforschung zu. Erste Ergebnisse zeigte sie unter dem Titel "Kaninchenethogramm Robby" in der Ausstellung "say it isn´t so" (Neues Museum Weserburg Bremen, 2007)
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