Ludwigstrasse 11 ist in Gefahr !
Das letzte Holzhaus in der Sternschanze, Ludwigstraße 11 in 20357 Hamburg, ist jetzt im Visier der Immobilienspekulanten. Als nunmehr einziges Holzhaus des fast durchgentrifizierten Schanzenviertels hat es bereits den großen Brand von 1842 überlebt und sollte unter Denkmalschutz gestellt werden. Die siebenköpfige Hausgemeinschaft trotzt dem Käufer Firma MEL Gesellschaft für Telematik mbH, welcher das Haus miet- und pachtfrei per sofort übernehmen will. Ein Umzug der WG innerhalb des Viertels wäre unmöglich, denn mittlererweile haben sich die Mieten hier durchschnittlich verdoppelt, aufgrund der Stadtteilaufwertung. Zudem werden Lebensräume für Wohngemeinschaften von den StadtplanerInnen generell ignoriert.
Das um 1840 errichtete Holzhaus ist das letzte im Viertel verbliebene Relikt aus der Gartenhaus-Epoche, gebaut, als die Gegend vor den Toren Hamburgs noch stark ländlich geprägt war. Da es als eines der wenigen Häuser aus dieser Zeit mehrere Brände überstanden hat, darunter der Grosse Brand von 1842, hat es absoluten Seltenheitswert und sollte unter Denkmalschutz gestellt werden.
Die Nutzung des Hauses war unterschiedlich. Zunächst als Pferdestall genutzt, prägte es schon früh den Charakter des Stadtteils. Straßennamen wie „Neuer Pferdemarkt“ bezeugen dies noch heute. Es folgte der Umbau zu einer Schmiede und danach zu einer Schlosserei, bis es dann in den Besitz von Eggert überging und es als Miet- und Gewerbeeinheit sein heutiges Gesicht erhielt. Das Haus wird als Mietshaus und das angrenzende Gewerbe mit der Firma „Wilhelm Eggert & Sohn“ wurde als Fleisch- und Wurstzulieferer genutzt. Zur Zeit wird das Haus von sieben Personen bewohnt, welche schon seit vielen Jahren dort leben.
Den MieterInnen des Hauses in der Ludwigstr. 11 stand die Überraschung ins Gesicht geschrieben als im Juli 2008 der Gerichtsvollzieher mit den Kündigungen für die drei Wohnungen des Hauses vor der Tür stand. Was schon lange befürchtet wurde, ist nun Realität.
Der Besitzer des Hauses schloss im Sommer einen Kaufvertrag mit der Firma MEL Gesellschaft für Telematik mbH in dem er sich verpflichtet hat, das Haus miet- und pachtfrei zu übergeben. In der ersten Kündigung ist die Rede von einer angeblichen „Unwirtschaftlichkeit“ des Gebäudes, was den Weg für einen Abriss und Neubebauung ebnen soll.
Aufgrund frei erfundener Vorwürfe und Vertragsverstößen erfolgte später eine zweite Kündigung der Mietverhältnisse. Offenbar versucht der Vermieter die Mietverträge mit allen Mitteln zu beenden. Die Hausbewohner wollen stattdessen dort wohnen bleiben und somit auch das Haus erhalten. Dazu nahm sie Kontakt mit der „Stattbau“ Hamburg auf; einem alternativen Sanierungsträger, der Menschen, die nachbarschaftlich zusammenwohnen und ihre Wohnhäuser gemeinschaftlich bauen und verwalten wollen, berät. Ein eventueller „Träger“ dieses Projektes hat bereits Interesse signalisiert.
– Die Wohngemeinschaft der Ludwigstraße 11 –
Kontakt: Ludwigstrasse11 at web.de
© Katja Haritz