Die Krypta – Raum geben »take three«
Michael Kress hat vier Veranstaltungen zu den soziologischen Bedingungen von Raum zusammen gestellt, im Rahmen der Ausstellungsreihe »Raum geben« im Hamburger Künstlerhaus Frise, Arnoldstraße 26-30, Hamburg-Altona. Am Mittwoch, den 26. November 2008 um 19.30 Uhr präsentiert der Kunstgeschichtler Dirck Möllmann einen Videoabend zur Krypta. Dabei geht es um ottonische Architektur, das Rätsel der Identität und einen Vulkan.
Die Basis von Chor und Altarraum in der romanischen Kirche ruht oft auf einem Kellergewölbe, der Krypta. Der Name wird übersetzt aus dem Griechischen als das Verborgene oder Geheime.
Die Krypta war zugänglich für Feste und Prozessionen, sie diente der Verehrung toter Heiliger, Märtyrer oder geistlicher Würdenträger.
Sie ist eine Bauform, die einen Ort auf doppelte Weise sowohl schützend umgibt als auch in seinem Innern zugleich hermetisch ausgrenzt als unzugänglichen Raum des Gedenkens der Toten. Man kann für diese Form von einer Ausschließung im Einschluss sprechen. Eine Krypta gibt Raum, indem sie ihn entzieht: baulich in der Architektur, im übertragenen Sinne im Seelenleben der Menschen oder auch im Film.
Der Vorstellung folgend, dass Raum um uns herum per se existiert und wir uns in ihm bewegen, thematisiert dieser Ausstellungsblock die soziologischen Bedingungen von Raum.
Jede Raumannahme und -definition ist auch immer eine sprachliche Beschreibung eines subjektorientierten Standpunktes, der definiert, von wo aus eine Raumnahme stattfinden soll.
Als soziologisches Gebilde mündet der Raum in eine Beschreibung, die als Text verfasst werden kann und somit transportabel wird. Der Raum verliert seine Fixierung und Ortung als feste und unbewegliche Größe. Dieser beschriebene und damit codierte Raum verflüchtigt sich in den Kanälen des Binären und taucht medial als Schein oder Schatten wieder auf. Der Raum ist in seinem Wirken flüchtig und muss aktiv installiert werden, als Rückgriff auf bekannte Formen oder durch Erfindung neuer Konstellationen.
© Michael Kress