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15. Januar 2008

der kunstverein und shoreditch

zuckers reisen: vom kunstverein nach shoreditch

netzschritt 1: projektgruppe, shoreditch
netzschritt 2: shoreditch
netzschritt 3: art shoreditch gentrification
netzschritt 4: shoreditch video
netzschritt 5: queer shoreditch



zwischen den feiertagen war ich schön mal shoppen in der innenstadt.
dabei führte mich und meine begleitung der weg in den kunstverein.
das ist das museum in der museumszeile, das hinter diesem netten cafe liegt und direkt gegenüber von den deichtorhallen. wir kamen rein in das gebäude und das licht war so grell, dass ich meine sonnenbrille aufsetzen musste. das sieht in geschlossenen räumen wahnsinnig affig aus, macht sie aber für mich begehbarer. und zum begehen der heiligen hallen hatten waren wir recht entschlossen.
hinter einem brusthohen tresen saßen leute, die uns anstarrten als wären wir frühmorgens von der katze in den raum geschleppt worden. leider konnten wir sie nicht einfach ignorieren sondern mussten ihnen vielmehr geld zahlen und uns deshalb nicht nur ihren blicken, sondern auch ihrer sprache und ihren gesten aussetzen.
als student kann man noch einen hübschen kleinen ausweis vorlegen und bekommt ermäßigung, als arbeitsloser hätte man als nachweis nur einen dieser enorm sichtbaren DinA4-briefe vom "team für arbeit", deren inhalte nun wirklich keinen dieser museumsheinis was angehen, zur verfügung. also zahlte meine begleitung für sich den halben und für mich den vollen preis. dann gingen wir eine weiße treppe hoch und kamen in hohe, weiße räume, die endlos still vor uns lagen.ich fühlte mich als würden mir plötzlich durch eine fremde macht die sinne abgekappt.
das licht war gleichbleibend grell und an den wänden hingen ordentlich gerade gemälde, von denen man spürte: sie haben bedeutung. welche, wusste ich nicht. aber wie das gefühl enstand, war mir bald klar. dieser ganze raum der nur dafür da war kleine bunte flecken größer wirken zu lassen diente der bedeutungserzeugung. diese stille in der schweigen dass einzig angemesene verhalten war konzentriete alles auf den blick und der wiederum wurde von dem weiss auf die farbe gelenkt und also hatte sie wert. als ich noch drei leute sah, die wissend guckten wurde die ahnung zum fakt: hier herschte bedeutung und bildung.
was noch herrschte war überwachung, und die nicht nur durch den wärter der ruhig auf seinem stuhl sass und sich bemühte die seiten seines buches nicht zu laut umzuschlagen. das weiß selber überwachte jede geste. erhöhte jede äußerung zu etws das wert haben musste um existent sein zu dürfen.

an diesem tag waren die bilder irgendwie kritisch und sollten wohl zum denken anregen. der satz auf einem von ihnen "halt!gewalt!mitmachen?" hat mich tatsächlich dazu gebracht, darüber zu sinnieren, ob museen wohl die funktion von zoos für linke ideen haben. der zoo ist ja nicht nur der schreckliche ort, an dem tiere hinter gittern hospitalisieren, sondern auch der freundliche platz, an dem bedrohte arten einen schutzraum finden bis sie vielleicht irgendwann mal wieder ausgewildert werden können. dann könnte man jetzt ein paar linke ideen in weiße räume stellen, wo sie im wesentlichen mit ihren körpern vor und zurück wackeln, und mit chance können sie bei freundlicher politischer großwetterlage dann wieder an orte entlassen werden wo sie wirkunsmächtiger sind.

wir gingen schnell in den raum der projektgruppe.org und da war alles anders.
es war dunkel. es war laut. es war überfrachtet. es waren mindestens zehn fernseher auf ca. 25 qm verteilt und alle warfen ihre bilder in den raum. es gab drei projektionen, es gab tee zu selber einschenken, es gab sitzplätze und bücher und es gab kopfhörer. am liebsten wäre ich sofort wieder rausgegangen. es war, wie nach einem langen strandurlaub mit einem flugzeug direkt freitagnacht bei der tanke in der taubenstraße in die mitte einer reisebusgruppe schwäbischer touristen, die gerade aus dem musicaltheater kommen, abgeworfen werden, und dabei sagt eine freundliche stimme aus dem off "entspann dich, es wird garantiert ein netter abend". statt zu gehen setzte ich mich hin und machte das, was ich auf dem kiez auch immer tun würde: ich konzentrierte mich bewusst auf einen einzelnen eindruck und versuchte, nur den wahrzunehmen. nach einer weile merkte ich, wie froh mich das ganze ambiente machte: wenn ich keine lust hatte auf die bilder aus dem film, guckte ich mit dem text zum film auf den ohren die projektionen an den wänden an und dachte über die worte nach. wenn die mich wieder neugierig machten, guckte ich weiter den laufenden bildern zu und so verflog die zeit ohne mein zutun. der film war über stadtentwicklungsprozesse im osten londons mit fokus auf shoreditch. und dahin soll es dann auch heute gehen.



netzschritt 1:

mit den beiden stichworten kam ich an viele orte, aber nicht zu dem film. also ging ich direkt auf die webseite von der projektgruppe.org und, was soll ich sagen, da steht nicht viel drauf, aber immerhin eine liste der künstler. von denen habe ich dann alle london verorteten nacheinander in die suchmaschine eingegeben und habe, juchuu, sogar den film im netz gefunden, den ich in der ausstellung so beeindruckend fand. damit du liebes bloglesendes subjekt das auch tun kannst, hier nun der pfad zum film meiner meinung nach erzählt der film nicht viel, was man nicht schon über solche prozesses weiß, aber durch die art, wie er es erzählt und wie die zusammenstellung funktioniert, wird alles neu und auf eine ungeahnte art aufwühlend.

netzschritt 2:

bis in die neunziger jahre des letzen jahrhunderts war shoreditch als teil des londoner east ends ein heruntergekommener stadtteil, der von "kriminellen und prostituierten beherrscht" wurde, wie es auf viewlondon heißt. weiter wird geschrieben, dass es die künstler waren, die das viertel in den neunziger jahren für sich entdeckten und es für das bürgertum begehbar gemacht haben. heutzutage gibt es dort eine selbst für london ungewöhnlich hohe dichte an galerien. was dann die künstlers, diese agenten der bürgerlichkeit, wiederum mit den ergebnissen ihres agentums anfangen wollen, sieht man zum beispiel in
netzschritt 3:
wo es auf einerwebseite denn virtuellen vorschlag gibt, bomben auf das viertel zu werfen. um noch mehr eindrücke dieses anscheindend sehr kontrovers beurteilten viertels zu gewinnen, machte ich mich auf die suche nach mehr videos zum thema. denn schließlich ist viele-filme-über-einen-ort-gesehen-haben schon fast wie einmal dagewesen sein.
netzschritt 4:
direkt der erste eintrag in der suchmaschinenliste verblüffte mich. denn was ich fand, waren keine filme, sondern ein blog über videoüberwachung im öffentlichen raum. und da hat shoreditch mit digital bridge die nase seit 2006 so dermaßen im wind, dass sie schon längst abgefroren sein müsste. bei der einführung dieses systems, in dem nicht nur alle bewegungen auf den straßen mit kameras aufgezeichnet werden, sondern auch noch die anwohner zu hilfspolizisten gemacht werden, indem sie sich die übertragungen der filme zuhause im wohnzimmer angucken können und bei festgestellten ungesetzlichkeiten direkt über ein interface mit der polizei kommunizieren können, reagierte die deutsche presse kopfschüttelnd. zumindest in den nachrichten, den dritten programmen und auf deutschlandfunk sowie in einigen zeitungen wurde in aller länge darüber berichtet und herausgestellt, wie absonderlich so etwas sei. die tagesschau nannte ihren damaligen beitrag zum beispiel "wenn nachbarn nachbarn bespitzeln " das interessante bei der suche nach weiteren informationen war, dass diese doch im ansatz kritische berichterstattung im wesentlichen im sommer 2006 stattfand und fast keine neueren artikel dazu zu finden sind. und so kann sich dann auch die presselandschaft ab und zu mal einen kritischen text leisten, es geht um ein anderes land, und wenn man da die zustände kurz skandalisiert, dann entsteht der eindruck, dass es doch noch eine recht unabhängige presse gibt, in der themen wirklich verhandelt werden. aber das fehlen jeder nachberichterstattung zeigt, dass es nicht um die inhalte und die entwicklung der gesellschaftlichen prozesse geht, sondern nur darum, mal wieder einen hübschen kleinen skandal zu haben, über den es sich gut schreiben lässt. das ist nichts neues, aber auch immer wieder aufs neue fürchterlich, wenn man es sich gerade mal wieder bewusst macht. bei digital bridge gibt es an neueren betrachtungen des systems zumindest bei oberflächlicher suche im netz dann nur einen dokumentarfilm , eine hausarbeit und eine erwähnung in einem jungle world artikel zum thema überwachung zu finden.

da kam ich nun auf meiner netzreise von dem überwachten gefühl im museum hin zu den tatsächlich überwachten plätzen in shoreditch und nach dem fünften oder sechsten artikel bekam ich schlechte laune. ich musste mal weg von kunst und überwachung und andere aspekte des öffentlichen raums betrachten. und da ich mir dachte, dass in einem ehemals armen viertel, in dem nun wahnsinnig viele künstler rumhängen, bestimmt die queeren mitmenschen nicht fehlen, ging ich frohen mutes zu
netzschritt 5:
tatsächlich habe ich dann auch etwas gefunden, was mir die reise versüßte. einen aufsatz über lesbische haarfrisuren.
when lesbian hair attacks"
jetzt muss ich mich nur noch entscheiden, welche davon ich mir das nächste mal, bevor ich in den kunstverein gehe, mache.
momentan tendiere ich zu einer neuauflage des "riot grrls".



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