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Kommentar [1]
1. Oktober 2008

OK - Cut!

Dirck Möllmann  und Kathrin Wildner
INTERVIEWS

DM: Hast du schon mal ein Interview geführt?

KW: Ich habe schon sehr viele Interviews geführt. Als Ethnologin arbeite ich vor allem mit qualitativen und offenen Interviews.

DM: Was heißt das?

KW: Offene Interviews sind Interviews, die mit einer offenen Eingangsfrage starten und die zu Befragende den Schwerpunkt des Themas selbst wählen lassen, ebenso die Abfolge, den Rhythmus, die einzelnen Chronologien und Synchronologien beschreiben lassen.

DM: Sind qualitative und offene Interviews dasselbe?

KW: Sie gehören mehr oder weniger in eine Kategorie und unterscheiden sich von standardisierten Interviews, die mit Ja-Nein-Fragen oder vorgegebenen Antworten arbeiten. Das ist ein wichtiger Unterschied, qualitative Interviews fragen nach Beschreibungen, Erzählungen, nach dem Wie, Wo, Warum. Dann gibt es eine ganze Reihe anderer Techniken, je nach Disziplin werden sie Leitfaden-Interview, biographisches Interview oder offenes Interview genannt, manchmal heißen sie eben auch qualitative Interviews.

DM: Ich frage nach, weil ich lieber ein Gespräch mir Dir führen würde als ein Interview. Da gibt es zum Beispiel von Texte zur Kunst einen eigenen Themenband zum Interview, weil das gerade in der Kunstszene und dem Kunstmarkt eine bedeutende Funktion einnimmt, auch mit dem Ziel, das Subjekt hinter dem Künstler/der Künstlerin hervor zu holen, um Informationen preiszugeben. Irgendwie merkt man schon, dass es nur so prasselt von Interviews und Gesprächen. Man merkt, dass das Sprechen über etwas wichtig wird und zwar in einer aufgezeichneten und authentisch wirkenden Form und nicht „nur“ in einem geschriebenen Beitrag. The Thing Hamburg (TT), worüber wir hier reden wollen, hat mit "Interne Verkettung" ein Interviewformat eingeführt, um die Mitglieder der Redaktion vorzustellen. Ich selbst bin erst seit einigen Monaten Gastredakteur und betrachte das noch etwas aus der Distanz, du bist schon länger dabei. Wie kamst du dazu?

SCHEU

KW: Ich wurde in einer Phase angesprochen, da war der Verein schon gegründet, und es gab schon mehrere große Treffen, die Seite war allerdings noch nicht online, es war noch eine Findungsphase. Ich war erst längere Zeit Gastredakteurin, ähnlich wie du jetzt, denn ich wusste nicht so recht, was soll da eigentlich passieren, wofür ist so eine Plattform da? Wer ist das, für wen man da schreiben möchte? Und was könnte da meine Aufgabe sein? Lauter Fragen, so war ich am Anfang eher vorsichtig und wollte mir offen lassen, auch wieder zu gehen. Ich war dann für etwa ein halbes Jahr Gastredakteurin, habe aber weiter mitgemacht, mich dann auch selbst als Mitglied der Redaktion gesehen und bin mittlerweile Vereinsmitglied und  seit diesem Sommer sogar 2. Vorsitzende.

DM: Ich finde ganz interessant, dass eine gewisse Scheu besteht, sowohl bei Dir als auch bei mir. Für mich kann ich sagen, dass ich das nicht wirklich auf der Platte hatte, worum es bei TT inhaltlich geht oder wie es sich aufteilt, dass es aber für mich sehr eindeutig zugeordnet war als eine linke, kulturkritische, kunstkritische Plattform und ich Scheu hatte vor dieser eindeutigen Zuordnung. Wie siehst du das für dich?

KW: Nee, so sah ich das nicht. Ich habe das Projekt nicht als erstes als eine linke Plattform   gesehen – was immer das auch heißen soll – , sondern eher als kritisch, also eine spezifische Art der Kunstkritik und einer Institutionskritik, das schwebte mir vor, obwohl ich mich auf diesem Gebiet gar nicht besonders gut auskenne. Meine Scheu war, ob mir das zu theorielastig ist, dass es da um so einen bestimmten Stil oder einen bestimmte Diskurs gehen würde, der mir zu ernst, zu eng oder zu streng wäre; Haltungen, die bei mir einerseits Respekt auslösen, andererseits aber auch Abwehr und ich mich dem nicht aussetzen möchte, diesem Gefühl „nicht genug zu wissen“, oder nicht „richtig schreiben“ zu können, oder was auch immer. Aber ich wollte mir eben doch angucken, wie das ist, ob es auch andere Arten des Schreibens gäbe, andere Arten des Beobachtens, des Übersetzens in Worte – mich hat das schon als Schreibmedium interessiert.
Eine weitere Skepsis, die ich hatte, war das Medium Internet. Mein Computer ist zwar auch 24 Stunden am Tag in Betrieb, aber ich bin keine Online-Zeitungsleserin. Ich korrespondiere sehr viel per eMail, aber ich bin überhaupt keine eMail-Listenleserin, mich nervt das eher. Aber, mich interessierte herauszufinden, was ein Internet-Medium sein kann. Was ist anders als in der Zeitung? Ich hatte zu Beginn schon eher so eine Vorstellung, das sei wie ein Printmedium, das heißt es werden Artikel geschrieben, redigiert, veröffentlicht, die werden gelesen und dann gibt es vielleicht einen Leserbrief oder einen Kommentar, aber dieses Interaktive oder was sonst anders sein kann, das konnte ich mir nicht vorstellen und war eher skeptisch – bin es auch noch. Aber das hat mich auch sehr neugierig gemacht, was das sein könnte.... Diese irgendwie andere Art der Kommunikation, die eine andere Geschwindigkeit hat und eine größere Verbreitung. Das finde ich immer noch sehr spannend an The Thing, diesen Umgang mit einem anderen Kommunikationsmedium, daran selbst Dinge  auszuprobieren.

KRITIK

DM: Als ich von Cornelia vor circa einem Dreivierteljahr angesprochen wurde mit der Anfrage, einen Text über eine Lüneburger Tagung mit anschließender Publikation zur Artistic Research zu schreiben, gab es von fast allen Redakteuren eine einhellige Reaktion auf meine Besprechung: das sei zu unkritisch, was ich schreibe. Du hattest gerade eben auch heraus gestellt, dass die Plattform sich als kritische Plattform versteht und für TT ist es ein echtes Kriterium, ob etwas kritisch oder unkritisch ist. Und also – was verstehst du als kritisch oder welche Haltung nimmst du dazu ein, und zwar im Zusammenhang mit TT?

KW: Zunächst mal für diesen konkreten Zusammenhang bei TT würde ich sagen, kritisch ist eine eigene Position, eine eigene Haltung einzunehmen, die sich nicht nur auf eine Beschreibung zurückzieht. Wie sich diese Position äußert, das sei erst mal dahin gestellt. Ich würde nicht sagen, dass mit einer Kritik notwendigerweise ein Gegenüber hergestellt wird, wobei du natürlich meistens, wenn du eine Position oder eine Haltung einnimmst, das in Abgrenzung zu einem Gegenüber geschieht. Dann gehört zur Kritik auch, einen anderen Blick als den üblichen, meinetwegen den Mainstream-Blick, auf eine Frage, ein Ding, ein Buch, eine Ausstellung zu werfen, sich anders im Raum oder auch zum Objekt zu positionieren. Eine andere Perspektive einnehmen. Anders meint für mich, anders als das Übliche, als das Gewohnte. Was immer dann passiert, vielleicht kommt man mit dieser anderen Position nicht zurecht und stellt sich dann noch mal woanders hin oder geht auch wieder zurück, aber das auszuprobieren, das bedeutet für mich auch Kritik – und auch Selbstkritik.

DM: Was ich an TT bislang am interessantesten finde ist gar nicht so sehr die Webseite, sondern die Kommunikation, die unter den Redaktionsmitgliedern stattfindet. Das ist in gewisser Weise eine elitäre, aber ertragreiche Diskussion, denn es ist eine interne Mailing-Liste, nur wenige Leute haben Zugriff darauf. Es werden da  Sachen geschrieben, die nicht veröffentlicht werden, man blafft sich mitunter an, da wird oft kein Blatt vor den Mund genommen, was ich insgesamt sehr gut und sehr kritisch im Umgang miteinander finde.
Um dafür ein Beispiel zu geben: ein Text von Hans-Christian Dany, der sich der Kommunikationstechnik einer Open-Space-Konferenz widmet. Dany kontextualisiert diese Kommunikationstechnik, stellt einen historischen Hintergrund her und führt weitere Felder heran wie die Kybernetik und die Kontrollgesellschaft im Sinne von Deleuze, also auch sehr intellektualistische Überlegungen, meinst du so etwas mit kritisch, wenn du eine andere Perspektive einnehmen willst? – Und das zweite, was ich bei Danys Text selber fand, und auch intern kritisiert habe (der Text wurde später leicht geändert), dass er sich sehr stark der Polemik bedient, um bestimmte Sachen zuzuspitzen, Polarisierung herzustellen, einen klaren Gegenüber zu haben. Und zugleich in seinen kritischen Beschreibungen eine Position des Außen einnimmt nach dem Motto: „Ihr da drinnen, ich hier draußen“. Ich schaue mir an wie das mit dieser Technologie läuft, wie tauchen die Menschen darin auf, und ich bin draußen, um das zu analysieren. Das ist eine kritische Analyse dessen, was da geschieht. Ein klasse Text, aber im Grunde genommen eine sehr konventionelle Haltung zur Kritik: ich objektiviere etwas, indem ich es kritisch betrachte und analysiere, Widersprüche aufweise, Konsequenzen ziehe. Findest du das wichtig für TT oder favorisierst du eine andere Haltung? Du sagst, Kritik sei eine individuelle oder subjektive Haltung einzunehmen, plus die Abgrenzung vom Mainstream zum Beispiel.

KW: Ja, ich würde auch noch einen weitere Aspekt von Kritik hinzufügen, etwas zu kontextualisieren, das gehört auf jeden Fall zur Kritik, etwas in einen größeren  – auch selbst gewählten Kontext zu stellen, der nicht gegeben sein muss, je nachdem was die Fragestellung ist.

DM: Passiert das bei TT – zu kontextualisieren, subjektive Haltungen, andere Perspektiven einzunehmen?

KW: Das ist unterschiedlich, in den Texten tauchen zumindest einzelne Aspekte immer wieder auf: kontextualisiert wird häufig z. B. im Sinne einer politischen Kontextualisierung  wie  z. B. bei Texten zu Fragen von Kunst im öffentlichen Raum, da wird der Begriff der Öffentlichkeit diskutiert, aber auch der konkrete Kontext der Stadt Hamburg; eine andere Perspektive einzunehmen, das geschieht zum Beispiel in dem Text von Ulrike Bergermann und Felix Axter. Dort wird eine andere Perspektive auf das Tamm-Museum eingenommen als sie im Medien-Mainstream vorherrscht. Subjektive Haltungen gibt es schon auch, meinetwegen mit dem Stilmittel der Polemik, das auch ein schwieriges Stilmittel ist. Dazu eine Anmerkung: Für mich war Polemik sehr lange besetzt als unlauteres Stilmittel. In Mexiko allerdings, wo ich immer wieder mal eine Zeit lang lebe, ist Polemik eher positiv besetzt, da wird es als rhetorischer Schliff benutzt und kennzeichnet eine gute Rede. Als ich das kennen lernte, hat sich für mich die Polemik in ihrer Bedeutung und in ihren Möglichkeiten verschoben.

DM: Dort meint Polemik das gleiche wie hier?

KW: Hier meint man das oft im zynischen Sinne, oft  ist es abwertend, und das muss nicht unbedingt zur Polemik gehören. In Mexiko wird Polemik in positivem Sinne eher als Abgrenzung verstanden und als Überzeichnung. Das finde ich interessant, diese abwertende Ausgrenzung hingegen finde ich oft sehr nervig. In diesem Sinne gibt es bei TT eine Positionierung im subjektiven Sinne, die aber auch immer wieder  mal verbunden ist mit einer abwertenden, zynischen Art von Polemik.
Aber noch etwas: Du hast vorhin die internen Diskussionen bei TT erwähnt und sie als „elitär“ bezeichnet, das ist ja auch so ein negativ besetzter Begriff der Ausgrenzung. Ich denke, es ist gar nicht möglich mit vielen Leuten auf einmal solche mitunter auch sehr scharfen Diskussionen zu führen. Mir scheint das abgeschlossene Format der internen Liste wichtig, dass man in kleinerem Raum Begriffe erstmal klären kann.

ÖFFENTLICHKEITEN

DM: Ich würde mein polemisch und schnell gesagtes Wort „elitär“ nun wieder zurücknehmen, denn ich finde auch, dass es Sinn macht, mit einer internen Liste zu arbeiten. Für mich ist sie sinnvoll, weil die Redakteure und Redakteurinnen die Texte mit erhöhter Aufmerksamkeit lesen und diskutieren. Die korrigieren nicht nur Rechtschreibfehler, sondern die stellen Fragen, wenn etwas nicht passt, die kritisieren, wenn die Abfolge nicht stimmt bis hin zur inhaltlichen Kritik. Das heißt, es gibt auf dieser Ebene eine ganz andere Art der Rezeption der Texte. Deswegen finde ich nicht nur die interne Liste wichtig sondern darüber hinaus, dass sie abgeschlossen ist. Ich meinte mit „elitär“ erst mal nur, dass nicht jeder/jede Zugang hat, sondern nur eine begrenzte Anzahl von Leuten. Es muss nicht alles veröffentlicht werden. Wie man zum Beispiel auf der Echo-Liste sieht, wo es eine Unzahl von hemmungslosen, unqualifizierten, polemischen bis hin zu informativen Sachen gibt, die zeigen, dass die Echo-Liste wichtig ist, aber die Diskussion interessiert mich überhaupt nicht mehr. Die Diskussionen in der internen Liste hingegen sind interessant, weil sie spezifisch sind, weil sie mit einer anderen Aufmerksamkeit gehandhabt werden. Und das wäre vielleicht die nächste Frage: Wie stellt TT eigentlich diese Verbindlichkeit der Kommunikation auch auf der Webseite her? Wenn keine Reaktionen auf Artikel kommen, muss man dann etwas anders machen? Derjenige, der das erstaunlicher Weise gut hin bekommen hat, war Christoph Schäfer mit seiner unglaublich anmaßenden Art Leute zu „dissen“ oder zu loben, wie im Falle seines Beitrags zu Annette Wehrmann, und damit alle Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Prompt ist die Anzahl der Kommentare zu diesem Text auf TT in die Höhe geschnellt, das ist natürlich klug, wie immer man dazu steht, aber es war Feuer in der Sache. Eine etwas größere Aufmerksamkeit ist dadurch ausgelöst worden.

KW: Und eine größere Öffentlichkeit. Wie wir gesagt haben, gibt es bei der internen Liste von TT so eine Art kleine Öffentlichkeit. Dort kennt jeder jeden und man kennt die Rollen und Sprechweisen, was wichtig ist, um zu diskutieren. Auf der Echo-Liste geschieht das irgendwie anonymer, ich zumindest kenne nicht jeden, der oder die sich dort äußert. Das ist ein wichtiger Punkt: Was meint dann Öffentlichkeit? Gibt es da ein bestimmtes Größenmaß? Was soll das überhaupt sein, dass alle mitreden können, dass es alle betrifft? Wie stellt man Öffentlichkeit her? Wie bei deinem Beispiel mit Christoph Schäfers Annette-Wehrmann-Artikel, wo man sich irgendwann bemüßigt fühlt zu reagieren, wenn einem das nicht passt. Das zeigte vor allem wie viele Leute (und wer, denn die Kennung der Antworten bleibt sichtbar) TT lesen. Das fand ich erst mal eine sehr interessante Information. Es war ja auch nicht zum ersten Mal, dass so etwas passiert ist. Dann wird etwas Staub aufgewirbelt und Aufmerksamkeit erzeugt. Als qualitatives Mittel funktioniert das aber nicht. Es bleibt die Frage nach der Art der Plattform und für welche Arten von Öffentlichkeit man eigentlich schreibt... Aber wie findest du denn diese Art und Weise der Erzeugung von Öffentlichkeit auf TT?

AUFFÄLLIGKEITEN

DM: Was mich von Anfang an bei TT immer gestört hat, war diese Aura der Lokalpostille, sich mitunter wirklich wie Hunde und Katzen auf dem Hinterhof zu balgen um irgendwelche Besitzansprüche oder Rechthabereien, die sich aus der jeweiligen Geschichte ergeben. Bei dem Thema, wozu ich angesprochen wurde, „Künstlerische Forschung“ oder „Wer regiert die Kunstausbildung“ war das nicht so. Dieses Thema ist auf TT ziemlich offen und auch international gehalten und ich finde, wenn man eine Internet-Plattform macht, dann sollte man einen Anspruch vertreten, der über die Stadtgrenzen oder manchmal ja auch nur über die Viertel-Grenzen hinaus reicht. Ich glaube, dass für TT-Redakteure auch ein journalistische Forderung wichtig ist, mit einer gewissen Distanz zu Beiträgen nicht nur aus dem Bauch heraus zu entscheiden, sondern einen größeren Zusammenhang zu sehen und mit Ergänzungen eine konstruktive Arbeit zu machen.
Gut finde ich darüber hinaus, dass es für Themen, die in aller Ausführlichkeit woanders nicht auftauchen können, ein Forum bei TT gibt. Ich sehe das tatsächlich eher als ein Forum, weil man auf diese Texte bei TT antworten kann. Ich finde bei TT auch gut, dass relativ heterogene Stimmen zu Wort kommen sowohl in den Beiträgen als auch den Interviews und in der Art und Weise wie miteinander diskutiert wird. TT ist vielstimmiger, als ich zunächst vermutet hatte. Es wird eben nicht eine einheitliche linke Position formuliert, wie ich das zum Beispiel bei dem Aktivistenforum Nadir sehe. An dieser Heterogenität und Vielfältigkeit der Stimmen könnte noch wesentlich mehr gearbeitet werden. Es könnten auch ein paar mehr Leute angesprochen werden, neben den üblichen Verdächtigen der lokalen Kunstszene und Kulturkritikszene, die so dazu gehören.
Und noch eine Sache, die ich besonders bei TT finde, das ist der Umgang mit Zeit. Oft ist es so, dass man zeitnah zu Ereignissen veröffentlichen sollte, es ist andererseits auch klar, dass TT keine Tageszeitung ist, aber oft hinken die Beiträge den Ereignissen hinterher und dadurch bekommen sie eine andere Qualität. Das wird durch die Länge der Texte unterstützt, viele sind bei TT ja sehr lang, 12-14 Seiten Word-Dateien, da musst du im Netz ewig scrollen, um das durch zu lesen. Aber das gefällt mir an TT, bei allen Nachteilen, dass damit behauptet wird, es gibt eine eigene Zeit, in der man so etwas schreibt und so etwas liest. Das auf diese Weise in diesem irre schnellen Medium Internet zu praktizieren, finde ich sehr wohltuend.

KW: Ich finde auch, dass das etwas mit den einzelnen Texten macht, die zu den lokalen und mehr oder weniger aktuellen Ereignissen geschrieben werden, wenn man die 4 Wochen später erst veröffentlicht, oder die auch schon mit dem Wissen um diese Verzögerung geschrieben werden, es gibt den Texten einen anderen Kontext in der „Landschaft der Informationen“.

SCHREIBEN

DM: Du hattest vorhin gesagt, dass du bei TT angefangen hast, weil es für dich ein Schreibmedium ist, in dem du selber schreiben willst, auch wenn du das gerade gar nicht so viel machst. Bei mir war das genauso, ich hatte Lust zu schreiben, deswegen habe ich mitgemacht. Wie geht es dir mit dem Schreiben?

KW: Es ist mir ein bisschen verloren gegangen, obwohl ich nicht weiß, ob das an TT liegt, dieses leichter und schneller Schreiben, auch weil es ein schnelles Medium ist, und weil da nicht dieser wissenschaftliche Anspruch dahinter hängt, den ich mir immer auch selber baue. Manchmal gab es so etwas, das war dann bei den zwei, drei Sachen, die ich dann auch tatsächlich schnell geschrieben habe, ein Kommentar oder ein Reise-Thing.

DM: Kann man bei TT schnell reagieren auf aktuelle Ereignisse, wie geht das Schreiben selbst für dich, was ist anders als ein Schreiben für eine Fachzeitschrift?

KW: Ja, die Schnelligkeit vielleicht auch, aber ich fühlte mich im Grunde etwas freier, mit Stilen experimentieren zu können, eine andere Schreibweise zu testen, die vielleicht subjektiver ist, die auch halbe Sätze schreiben kann, ausprobieren kann. Ich fände es schön, wenn das auch noch mehr Leute tun würden. Dazu gibt es bisher sehr wenig Texte, vielleicht zwei oder drei, wie der von Lily Wittenburg. Eigentlich fände ich das toll, wenn es diese anderen Arten des Schreibens gibt.  Mehr davon! Wir sollten das wieder viel mehr aktivieren oder anregen.
INTERDISZIPLINÄR
DM: Und noch eine Abschlussfrage: Wenn so viele verschiedene Leute bei TT mitarbeiten, findest du den inhaltlichen Ansatz interdisziplinär?

KW: --- (überlegend) also, Ansätze von Interdisziplinarität hat es vielleicht. Obwohl es bei TT nicht so eine Bandbreite an Disziplinen gibt, im weiteren Sinne geht es um Kulturwissenschaften und Kunst und Kulturpolitik, im weitesten Sinne an den Cultural Studies orientiert. Aber interdisziplinär was soll das eigentlich heißen? Sollen das Personen sein, die einfach mit verschiedenem disziplinären Hintergrund zusammenkommen oder gibt es – „inter“ – etwas dazwischen oder überschreitet es gar bestimmte Bereiche im Sinne einer Transdisziplinarität? Ich könnte mir das noch weit reichender vorstellen, dass es auch bei TT stärker zum Thema gemacht würde, zum Beispiel, wenn Künstler über Politik schreiben, ist das ein Art gewerkschaftliches Auftreten, den eigenen „Stand“ politisch zu verteidigen, oder ist das eine eigene Art des Kunst-Machens?

DM: Mit interdisziplinär meine ich in einem ersten Schritt, dass die Methode der eigenen Disziplin durch den Kontakt mit der anderen Disziplin in Frage gestellt wird. Das man zu einem methodischen Austausch gelangt: passiert das bei TT? Ist zum Beispiel die Geografin in der Lage, an den Methoden der Ethnologin so Teil zu haben, dass die eigene Sache oder der eigene Blick in Frage gestellt wird. Oder umgekehrt, der ethnografische Blick wird geografisch?

KW: Das geschieht nicht unbedingt bei TT, wäre aber spannend, wenn das gelänge, die eigene Position in Frage zu stellen in Auseinandersetzung mit anderen Positionen, oder etwas Neues, etwas anderes zu beobachten in der  Kombination der Sichtweisen....  Eben auch das  wäre oder ist möglich bei The Thing. Das ganze Ding ist eben auch ein Prozesse, verändert sich, oder wie Rahel es letztens sagte:  „The Thing  IST nicht etwas, sondern WIRD permanent.“ Adelante....

– Okay: Cut.

Kommentar [1]
Armin Digging schrieb am 11.02.2009 17:45

Vor so einem Gekrümel kann man nur davonlaufen! Entschuldigt die emotionale Prägung dieser Einlassung, aber so geht das gar nicht! Auch viel zu emotional! Ich finde einfach den Abstand nicht! Zu so viel Quatsch findet man..., hat man nicht genug Distanz. Zuerst beruhigen, dann sprechen – ah – schreiben und zwar, dass man dich versteht. Also ich finde euer Geplänkel hat viel von dem was ihr selbst die meiste Zeit verabscheut, teilweise sogar mit Unverständnis prügelt. Dieses ständige im Innen und Außen, im Weiten, Offenen und dann doch wieder eng. Wozu, Wofür, Warum und Wie sind erstmal Fragen, die man stellen muss. Bevor man sich mit leicht fadem Geschmack im Munde vor der Kritik ekelt und sei es auch vor der Eigenen.
An dieser Stelle möchte ich auch nichts erkenntnisreiches zum Besten geben. Nur durch rasches Voranschreiten schnell solche Peinlichkeiten hinter sich lassend vertraue ich den Beiden ach so Gesprächigen, neben den Spänen, zuerst den Hobel und dann auch das dazugehörige Objekt zu finden.

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