Liebe Damen und Herren,
ich muss ehrlich sagen, dass eine Einstellung von The Thing Hamburg ein großer Verlust wäre. Als freier Autor bin ich seit langem im Autorenstamm von The Thing: Während im Kunstbetrieb viel Apolitisches oder gar Konservatives passiert, kann ich bei The Thing von progressiven, politischen Diskussionen ausgehen. Nicht in|für eine elitäre Kunstzeitung zu arbeiten, sondern ein Redaktions-Kollektiv, dessen Veröffentlichungen kostenlos im Netz einsehbar sind, finde ich einen besonderen Vorteil. The Thing schaffen es nicht nur, das im Kunstkontext oft ausgesparte Honorar für Autoren zu bezahlen, sondern auch stadtpolitische, kunstkritische und feministische wie antirassistische zu vertiefen. Diese Arbeit ist unbezahlbar: Kulturproduktion läuft immer mehr auf Individualismus und Selbstvermarktung heraus, indem sich ehemalige Freunde wie Feinde im Karrierekampf gegenüber stehen. Diese Bedingungen zu kritisieren - und eine alternative Diskussionsplattform ihnen gegenüber zu schaffen - ist eine wichtige Leistung von Hamburgs relevantester Internetplattform der letzten Jahre. Eine Einstellung von TheThing käme deswegen einer kleinen Katastrophe gleich, die das Feld noch mehr den etablierten Häusern überlässt - und alle anderen nach Berlin zieht. Meine Meinung ist, dass Hamburg sich diesen Verlust nicht leisten kann.
Tim Stüttgen
Hamburg / Berlin
Performer, Filmwissenschaftler und Queer-Theoretiker
Freier Autor für Taz, Spiegel Online, Jungle World, Spex, Intro, Springerin, Texte Zur Kunst.