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21. Mai 2007

Captain BuckRodgers

Heute wollte ich eine Rundreise unternehmen, Fragen klären, die sich angestaut hatten. Ich wollte Orte suchen die nicht mit Marken zu tun haben. Kein Toyota, kein Adidas, kein Nude-Beach. Ich suchte „wheelchair“ und fand nichts, ich suchte „depression“ und fand die Insel einer (Selbst-) Hilfegruppe für depressive Menschen. Auf einer Plattform nahe dem Meer auf der eine Reihe Meditationskissen lagen, traf ich auf „CaptainBuckrodgers“.





Er fand meinen Bauch toll und ich sagte, ich würde lieber eine Behinderung haben, Spastiken zum Beispiel. Im Gespräch kam heraus, dass er Simon Walsh, einen Rollstuhlfahrer in SL kennt, der die Disko „Wheelies“ betreibt und ein wichtiger Ansprechpartner für das Thema „Behinderung“ in SL ist. Außerdem habe er einen spastisch gelähmten Sohn.



Er fragte mich nach dem Hintergrund meines Wunsches in SL behindert zu sein und ich sagte, dass ich die virtuelle Freiheit hier nutzen wollte um zu sagen und zeigen, dass behinderte Menschen auch hier ein Zuhause haben sollen. Er riet mir, vorsichtig zu sein mit meinen Wünschen, das könnten andere Menschen als verletzend empfinden. Er bot mir eine Animation an, die mich behindert machen würde. Ich sagte freudig zu, das war es ja, was ich mir gewünscht hatte. Er erläuterte mir, dass ich fortan unter Umständen nicht mehr alles verstehen würde, dass ich mich nur noch halb so schnell bewegen könnte, dass ich vielleicht zehn Versuche bräuchte um Dinge aufzuheben. Ich schluckte und dachte mir, dass das ja die Konsequenz meines Wunsches ist. Einfach nur mal behindert aussehen und sich dabei moralisch erhaben und fragwürdig zu fühlen ist ja keine Kunst! Ich werde sein Angebot annehmen. Er sagte, ich solle erstmal mit Simon Kontakt aufnehmen, von dem es ein Video in YOUTUBE gibt. Den Link schickte er mir.



Ich war ganz euphorisiert, er meinte noch, da wären einige ethische Fragen nicht geklärt. Damit hat er bestimmt Recht. Auf jeden Fall freue ich mich, in dem Moment, wo ich das Projekt wirklich angehe und annehme ergibt sich eine Spur, nach all dem dumpfen und halbherzigen Gesuche hier, den langweiligen Pseudokontakten. Wir sind jetzt »Freunde« und das bedeutet, dass wir uns eine Nachricht schicken können, wenn wir online sind und dann
unsere Teleportinformationen. So einfach können Freunde zusammenkommen.



Auf meine Frage, ob er auf der Insel der Depressiven zuhause sei meinte er, er wäre nur oft hier, weil das der für ihn offenste Ort von SL wäre und er hier schon viele gute Menschen und Freunde getroffen habe.

Gleich danach sträuben sich mir die Sozialnackenhaare, ich will nicht noch einen »Freundeskreis«! Auf jeden Fall muss ich meine Zeiten hier reglementieren und dokumentieren.
So, jetzt schaue ich mir das Video an. Es geht um einen spastisch gelähmten jungen Mann, der in SL die Disko „Wheelies“ aufgemacht hat. Unterlegt wird das mit Langweilermusik die von Worten von Chance, Freedom und so wimmelt. Warum hören Menschenfreunde immer Scheißmusik? Ist Humanismus langweilig? Die Autorin trifft Simon Stevens zum Interview in SL, er sagte jetzt kann er ausgehen und dabei zuhause bleiben. („It allows me to go out while staying in“/ „It is a platform, where I can be more myself than y I can be in real life“). Dass er hier mehr er selber sein kann als in dem realen Leben – das finde ich erst einmal schrecklich. Wirklich „wahr“ und „wichtig“ kann doch nur die erste, analoge Realität sein. Ich werde betreten, als mir meine nicht-behinderte Borniertheit auffällt. Wie beschissen muss es sein, immer nur schwer verständlich reden zu können, immer wie ein Spasti (ok, das war nicht pc- ausgedrückt) auszusehen und wenn freundlich dann doch meist mit Mitleid wahrgenommen zu werden. Ich Scheiß-Authentiker, der sofort skeptisch meint, dass so ein bisschen Computerrealität doch nichts bringt muss kapitulieren vor der Tatsache, dass dieser Mann eine Behinderung hat und durch SL eine Chance mit anderen Menschen in Kontakt zu kommen ohne das Haus verlassen zu müssen und ohne permanent mit den Fragen, die sein Äußeres aufwirft, konfrontiert zu sein. Ich kotze mich über mich selber aus. Aber ich bin auf dem richtigen Weg. Das wollte ich ja herausfinden: Wie ist es für einen behinderten Menschen in SL, welchen Nutzen hat er von der virtuellen Welt?

Er sagt in dem Fernsehbericht, dass er am liebsten tanzt und trägt ein Big Brother-T-Shirt. Er hat einen eleganten Rollstuhl, kann aber aufstehen und zB. mit dem Rollstuhl an der Hüfte baumelnd tanzen. Der Rollstuhl hat also eher etwas Symbolisches. Am Ende des Beitrages fliegen Simon und zwei andere Tänzer tanzend auf einem fliegenden Teppich weg.

Zu einem Kurzbesuch war ich dann noch in der Disko „Wheelies“. Seltsamerweise wird man an einen Ort unter Wasser teleportiert, von dem aus man die Insel erklimmt und den Eingang des Clubs in einem Messegebäude suchen muss. Davor stehen drei Rollstühle, die ich zu benutzen versuchte. Vorher hatte mich ein Begrüßungsroboter angesprochen und mir gewünscht, dass ich mich wohl fühlen solle. Er bot mir ein „Begrüßungspaket“ an. Sollte ich es akzeptieren und damit einen Datentransfer legalisieren? Was ist wohl so ein Begrüßungspaket? Eine Linie Koks auf dem Diskoklo, fertig animiert incl. Wahrnehmungsveränderungsanimation für den Avatar? Oder ist hier mein ersehnter Rollstuhl drin? Ich nahm es natürlich an! Simon wird mir doch nicht irgendwelchen Datenmüll oder was Zerstörerisches unterjubeln. Behinderte Menschen nehme ich automatisch als gute Menschen wahr. Der kriminelle Rollstuhlfahrer findet nur in meiner Phantasie statt. Selten liest man in der Spalte „Vermischtes“ von vereitelten Banküberfällen von Elektrorollstuhlfahrern. Wann wird der erste Selbstmordattentäter seinen Sprengstoff im Rahmenrohr transportieren? Mein Willkommenspaket werde ich an einem anderen Ort auspacken und hoffentlich eine positive Überraschung erleben. Der Club war leer. Offenbar muss man auch hier im zweiten Leben Öffnungszeiten beachten.

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