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Kommentar [1]
11. August 2008

Mein Job, mein Hobby

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Stephan Kurr beschäftigt sich mit dem Geld-Wert von künstlerischer Arbeit. Wie viel ist eine Geldplastik zum Zeitpunkt einer KäuferInnenanfrage wert, wenn sie sich aus dem momentanen Münzbestand seiner Börse herstellt? Mindestens soviel wie die Summe der Münzen, lautet die Antwort des Künstlers. Dieser soll schließlich nicht noch draufzahlen bei einem Kunstverkauf. Steigert sich der Sammlerwert einer Geldplastik mit der Zeit, oder sinkt ihr Wert bei zunehmender Inflation? Könnte nicht wenigstens diese Plastik einen eindeutigen und verlässlichen, nämlich numerischen Geld-Wert mit sich bringen, wenn schon alle anderen verkäuflichen Artefakte den nicht nachvollziehbaren Wertzuschreibungen des Kunstmarktes unterworfen sind? Was genau erwirbt die KäuferIn denn hier? [1] Schließlich gibt sie Stephan Kurr lediglich den nominalen Wert der Münzen zurück, den sie aus seinem Portemonnaie erhält. Jederzeit kann der Münzenstapel wieder in den üblichen Geldkreislauf einfließen und das Kunstwerk sich in diesem Moment auflösen. Eine Umerfindung des Sparschweins in reduziertem Design? [2] Wann hört die Zuschreibung eines Geld-Wertes auf, abstrakt zu sein? Wird die Wertedebatte mit Stephan Kurrs Geldplastik in einer Tautologie kurzgeschlossen? Der Münzturm ist soviel wert, wie das darin befindliche Geld wert ist - das Geld ist soviel wert, wie es wert ist? Die Plastik kann ihr Dasein als Kunstwerk ebenso schnell wieder auflösen wie KünstlerInnen alltäglich zwischen ihrer "eigentlichen" beruflichen Identität und den Jobanforderungen hin- und herswitchen, ihre künstlerischen Fähigkeiten in den Job hinein auflösen. Gelingt im Umkehrschluss auch eine Destillation aller Kunsthandlungen in einem Job, ein Herauslösen der Kunst aus einer Jobtätigkeit, pur zurück in die Kunst hinein?



Mein Job, mein Hobby, 1998 – 2001



Die oft unsägliche Vermischung von Job, Beruf, Hobby und Kunst nutzt Stephan Kurr dazu, um die Wertedebatte über Kunst und den Kunstmarkt neu aufzumischen.
"Mein Hobby ist es, meinen Arbeitsalltag zu fotografieren." Mit Schnappschüssen während seiner Monteurtätigkeit über Land in den Jahren 1997-2001 dokumentierte Stephan Kurr seine Jobtätigkeit nicht nur für den Auftraggeber. Zusätzlich schaute sich Stephan Kurr selber bei der Arbeit zu und konstruierte damit eine Blickachse, die nach dem Verhältnis von Job und Beruf als KünstlerIn fragt und die "byproduction" in den Fokus schiebt: Was produzieren KünstlerInnen nebenbei, wenn sie eigentlich nicht künstlerisch arbeiten, gleichwohl aber für die besagte Produktion gerade aufgrund ihrer Qualifikation als KunstproduzentInnen engagiert wurden? [3] Warum ist diese „byproduction“ gesellschaftlich meist besser bezahlt als die "reine" künstlerische Tätigkeit? Mit den Bildern von Stephan Kurr, aufgenommen im Sommer 2001 während einer Montagetour durch Ostdeutschland, kann man nun an dieser Stelle auf die Reise gehen.

Sabine Falk

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(1) : Liste aller bisherigen SammlerInnen einer Geldplastik

Alfred Hirster, Künstler, Fürth, D (20.1.1996; 4,76 DM)
Udo Mauerwerk, Bankier, Rückersdorf, (24.2.1996; 20,14 DM)
Franziska Kohlmeyer-Lemke, Montessori-Heilpädagogin, Berlin, (9.11.1996; 3,64 DM)
Ben Vautier, Künstler, Nizza (22.4.1997; 46,95 FF)
Joseph Schwaiger, Künstler, Salzburg (15.9.1997; 17,80 FF)
Claudia Bormann, Journalistin, Berlin (23.11.1999; 3,17 DM)
Evelina Cajacob, Künstlerin und Ralph Feiner, Fotograf, Malans, CH (10.1.2000; 16,35 CHF und 6,96 DM)
Architekturbüro Stindt, Rhiner, Cuendet, Elgg, CH (15.1.2000; 10,50 DM und 1,75 CHF)
Christian Hasucha, Künstler, Berlin (23.2.2000; 9,81 DM)
Petra Korte, Dozentin, Dülmen, D (10.3.2000; 13,50 DM)
Claudia Damm, Künstlerin / Galeristin, Berlin (8.4.2000; 0,05 DM)
Christel Klein, Lehrerin, Paderborn, D (3.6.2000; 15,88 DM)
Hein Spellmann, Künstler, Berlin (3.6.2000; 16,57 DM)
Regina Pemsl, Künstlerin, Nürnberg (12.6.2000; 7,99 DM)
Katrin Jaquet, Künstlerin, Berlin (17.8.2000; 12,- DM)
Inge Klocker, Architektin, Nürnberg (6.10.2000; 7,75 DM)
Birgit Effinger, Kunsthistorikerin, Berlin (30.10.2000; 6,34 DM)
Tulle Ruth, Künstlerin, Oslo (10.10.2001; $4.40 CND)
Kristine Friedmann, Archivarin, Montréal (28.10.2001; $4.03 CAD)
Mary Sui Yee Wong, Künstlerin, Montréal (7.11.2001; $4.40 CAD)
Hee Seung Ko, Künstlerin, Jeonju, Korea (28.11.2001; $6.87 CAD)
Ana Rewakowicz, Künstlerin, Montréal (14.12.2001; $11.88 CAD)
Maria Linares, Künstlerin, Berlin/Bogotá (14.5.2002; 4,82 €)
Alex Bräuchler, Künstler, Weimar (11.12.2002; 5,51 €)
Christine Kirouac, Künstlerin, Montréal (16.1.2003; $4,87 CAD)
Stefan Saint-Laurent, Kurator, Ottawa (1.3.2003; $0,51 CAD)
Sibylle Hofter, Künstlerin, Berlin (15.5.2003; 5,36 €)
Rüdiger Stern, Designer, Berlin (6.11.2003; 8,30 € und 500 ITL)
Sureyyya Evren, Schriftsteller, Istanbul (4.1.2004; 700.000,- TRY)
Yahya Madra, Ökonom, Boston (9.1.2004; 350.000,- TRY)
Markus Renvall, Künstler, Helsinki (1.10.2004; 0,92 €)
Sakari Viika, Fotograf, Helsinki (2.11.2004; 4,65 €)
Matthias Schwab, Psychologe, Ahlbeck, D (19.3.2005; 6,84 €)
Katharina Garrelt, Kunsthistorikerin, New York (5.7.2005; 1,33 €)
Nathan Sutton, Student, Buffalo, NY, USA (3.8.2006; 4,13 €)
Wilson Diaz, Künstler, Cali, Kolumbien (20.1.2007; 2,58 €)
Juan Linares, Künstler, Berlin (20.1.2007; 2,58 €)
Oscar Muñoz, Künstler, Cali, Kolumbien (28.2.2007; 1020,- COP)
Juliane Heise, Künstlerin, Berlin (8.3.2008; 2,60 €)
Stephan Hänsch, Student, Dresden (22.7.2008; 5,33 €)
Barbara Damm, Produktionsleiterin, Dresden (22.7.2008; 4,54 €)
Karl-Heinz Jeron, Künstler, Berlin (22.7.2008; 4,55 €)
anonym (22.7.2008; 4,70 €)
Tom Assmann, Schüler, Dresden (22.7.2008; 5,28 €)


(2) : www.kurr.org/a_geldplastik.php
(3) : www.kurr.org/en/a_mein_job.php


Kommentar [1]
JnU Desert schrieb am 09.09.2008 13:09

This project was exhibited here in berlin at the Tiergartenkunstverein whre I had the opportunity to see this work- it is a rather exhaustive project that allows many visitors to realize the various methods we as artists must take for our daily survival as humans. It is both lonely and a quiet insightful space of reflection as we documenmt our world and serve in some way a service to communities and establishments. All of StepahnKurr's artworks propose aspects of dailly life worth pondering and they also reflect small aspects of his biographical realities as an artist, a german, a thinker and a worker. One should continue to folow his work as it unfolds.

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