Was tun?
von Olaf Dreyer
Wie geht es weiter, nachdem an jenem Montag im Pudel so Viele zusammengekommen sind, um über die fortgeschrittene Gentrifizierung in Wilhelmsburg und den einschlägigen Stadteilen nördlich der Elbe zu diskutieren und sich über ein gemeinsames Vorgehen zu verständigen?
Das Gartenkunstnetz, als akut von der Vertreibung aus der fertig gentrifizierten Schanze bedroht, wurde durch das Auftauchen der beiden Amerikaner vom Journal Of Arts And Aesthetic Protest aus dem Dornröschenschlaf gerissen und mit 40 (oder 50) anderen Künstlern und Gruppen konfrontiert, die sich schon länger mit dem Prozeß auseinander setzten. Schon eine Woche später fand ein illustrer Umzug durchs Viertel statt, mit Lignas Radio- und Polizeibegleitung. Und tausenden verteilten Miniflyern, die uns die Leute aus der Hand gerissen haben. Hoffnung keimte auf, eventuell ein paar Rädchen drehen zu können, vielleicht Entwicklungen abzubremsen.
Und jetzt scheinen die wohl von persönlichen Verletzungen motivierten Grabenkämpfe Einiger den solidarischen Prozeß, der angeschoben schien, schon wieder gestoppt zu haben.
Wie sich am Dienstag nach dem Pudelmontag herausstellte, ist einer der beiden Kultur/Natur Kuratoren Gartenkunstmitglied (und natürlich stolz darauf, das Critical Art Ensemble dagehabt zu haben). Außerdem haben 3 von uns, mich eingeschlossen, für die WCW Galerie in Wilhelmsburg den Außenraum in einen Garten verwandelt. Sind wir also schon Teil des Prozeßes und deshalb nicht mehr berechtigt, uns kritisch zu äußern (oder auch nur zu beschweren, daß wir geräumt werden sollen)?
Ich wünsche mir, daß der an jenem Montag angestossene Prozeß weitergeht und sich eine solidarische konsensfähige Linie herausbildet, bei der wenn schon nicht alle, so doch die Meisten mitmachen können, eine Strategie, mit der die Instrumentalisierung gestoppt wird und eventuell die unweigerliche Entwicklung verlangsamt wird. Ich denke, das kann machbar sein. Es sollten noch viele Montage folgen.