Des Pudels Kern
zusammengestellt von Sabine Falk
Zu einem Treffen am 18. August 2008 im Pudel Club Salon luden unter dem Motto: "Die fortgesetzte und zunehmende Instrumentalisierung von Subkulturen, kritischen Intellektuellen und Künstlern für stadtentwicklungspolitische Zwecke (Gentrifizierung)" THE THING, das Journal of Northeast Issues, Park Fiction, Journal of Aesthetics and Protest (L.A.) und das Gartenkunstnetz ein.
Nachdem viele Anwesende das besagte Treffen als Rückschritt zum Stand der Diskussion vom Herbst 2007 erlebt haben und verschiedentlich der Wunsch nach einer Nachbereitung geäußert wurde, möchte ich hiermit die Gelegenheit geben, einige Kritikpunkte der weiteren Debatte zur Verfügung zu stellen. Es hieß: Man war schon mal viel weiter gewesen. Eine Nachlässigkeit oder eine Stagnation kann sich die Hamburger Künstlerschaft in dieser Frage wohl schwerlich leisten, angesichts des wachsenden Drucks von Seiten der Wirtschaft und der neoliberalen Kulturpolitik des Senats.
In einem ersten Schritt lud ich 10 TeilnehmerInnen der damaligen Diskussion ein. Sieben von ihnen haben bereits einen Kommentar geschrieben. Die KommentatorInnen wurden danach ausgewählt, möglichst unterschiedliche Positionen einzunehmen.
Als Format für den Beitrag habe ich nicht das Interview oder den Dialog bestimmt, sondern vielmehr parallele Stellungnahmen einzelner, die somit noch nicht auf andere Positionen reagieren konnten. Ich hoffe, dass auf diese Weise Punkte zur Sprache kommen, die in ihrem eigenen Zusammenhang deutlich werden können, ohne sich sofort in Angriff und Verteidigung zu verstricken.
Nach der Veröffentlichung der ersten Kommentare sind weitere Kritiken sehr erwünscht. Bitte senden an info at thing-hamburg.de. Die Liste der eingehenden Texte wird nach Datum der Einsendung sortiert. Dies bestimmt auch die Reihenfolge der ersten sieben Kommentare.
Der achte Kommentar kommt von LIGNA, Ole Frahm und Torsten Michaelsen haben ihn geschrieben. Der THING-Redakteur Ole Frahm hatte mir diesen Text zukommen lassen, kurz vor der ersten Veröffentlichung von »Des Pudels Kern«. Ich möchte diesen Text zum Anlaß nehmen, die Liste zu eröffnen für jede/n, die/der hier noch zu Wort kommen möchte. Inzwischen ist auch ein Kommentar von der THING-Mitbegründerin Cornelia Sollfrank dazugekommen.
Nach dem nächsten Gentrifizierungstreffen werde ich erneut eine Runde von Anwesenden zum nachträglichen Kommentar einladen und an dieser Stelle veröffentlichen, zu genau den gleichen Spielregeln.
1. Nicole Vrenegor ist Aktivistin, keine Künstlerin, kennt aber die »linke« Kunstszene gut. Sie fragte ich nach Kritik in Bezug auf Handlungsfähigkeit, politisches Handeln und Definition desselben, im Rahmen des Treffens, 05. September 2008
2. Michel Chevalier trat an dem Abend als vehementer Kritiker der IBA-Ausstellungspolitik und der 2007 dort involvierten Künstler Schäfer/Czenki und Ole Frahm auf. Als Gegenposition zum Veranstalter lud ich ihn zum Kommentar ein, 05. September 2008
3. Günter Westphal organisiert seit vielen Jahren ein Projekt im Münzviertel, für das er im Hinblick auf Gentrifizierung einen anderen Ansatz entwickelt hat als die IBA-KuratorInnen. Wie sieht er die derzeitige Ausstellung in Wilhelmsburg, und fand er das Treffen konstruktiv? Gibt oder gab es vergleichbare Konsolidierungsprozesse im Münzviertel? 08. September 2008
4. Ulf Freyhoff ist Medienkünstler und hat seit vielen Jahren einen Lehrauftrag an der HfbK. Er lebt seit sieben Jahren in Wilhemsburg und erlebt vor Ort direkt die Eingriffe der IBA mit, 08. September 2008
5. Stefanie Lohaus ist Mit-Betreiberin des Onlinemagazins »Missy« und seit August Gastredakteurin bei THE THING Hamburg. Von ihr erhoffte ich einen eher distanzierten Bericht über den Abend, 09. September 2008
6. Brigitta Huhnke stellte sich beim Treffen als Sozial- und Kommunikationswissenschaftlerin vor und als eine, die in den 70er und 80er Jahren in den sozialen Bewegungen aktiv war. Zu ihren wissenschaftlichen Schwerpunkten gehören Rassismus und Erinnerungskultur nach dem Holocaust, 10.September 2008
7. Christoph Schäfer hatte zu dem Treffen informell eingeladen. Ich hätte von ihm gern etwas zu seiner Einladungspolitik gehört. Er war Teilnehmer am »Wilhelmsburger Freitag« im Sommer 2007, im Rahmen von »10° Kunst«, finanziell gefördert von der IBA und der Kulturbehörde Hamburg. Ein Jahr später wendet sich Christoph Schäfer vehement gegen das IBA-Kunstkonzept. Warum?
8. Olaf Dreyer vom Gartenkunstnetz ist seit vielen Jahren in dem Viertel Sternschanze aktiv, wo er auch lebt. Von ihm wollte ich erfahren, was er davon hält, dass KünstlerInnen in und zu einem Stadtteil ausstellen, den sie nicht kennen? 10. September 2008
9. Jonathan C. ist Sprach- und Literaurwissenschaftler und hat bei mehreren Iniativen in Wilhelmsburg mit gewirkt, die aber nicht im Zusammenhang mit der IBA stehen. Aus nächster Nähe hat er die Politik und Umsetzung der IBA-Kulturpolitik miterlebt, inklusive der damals fehlenden Auseinandersetzung bei den teilnehmenden KünstlerInnen. Für ihn kommt die kritische Debatte 2008 mit einem Jahr Verspätung viel zu spät.
10. Heike Breitenfeld verfolgt als Künstlerin die IBA-Kunstpolitik. Sie sagte einen Kommentar ab.
11. Ole Frahm und Torsten Michaelsen von LIGNA haben letztes Jahr als Künstler am Kunst- und Kultursommer der IBA teilgenommen. Sie versuchen eine Analyse der Instrumentalisierung von Kunstprojekten im Rahmen des Hafencity-Projektes, 08. September 2008
12. Cornelia Sollfrank berichtet aus ihrer Perspektive als Mitiniatorin des Treffens und als Redakteurin und Mitbegründerin von THE THING Hamburg. Dabei nimmt sie Bezug auf vorige KommentatorInnen und kommt, bei aller Manöverkritik, zu einem positiven Fazit des Abends, 30. September 2008