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12. November 2006

Rechne mit Unkalkulierbarkeit!

Der Begriff der Selbstorganisation in der Systemtheorie.

Der Hamburger Kommunikationstheoretiker Bernhard Pörksen
im Interview mit Ulrike Bergermann

TT: Du hast Dich als Kommunikationswissenschaftler mit philosophischen Fragestellungen beschäftigt und bist dabei in der Geschichte der Systemtheorie oder Kybernetik auf den Begriff der 'Selbstorganisation' gestoßen. Was bedeutet der Begriff vor diesem Hintergrund?

Bernhard Pörksen (BP): Wenn ich an Selbstorganisation denke, dann taucht sofort die Frage auf: Wie entsteht Ordnung? Der Begriff der Selbstorganisation ist eine mögliche Antwort auf die Frage, wie sich Ordnung herausbildet. Nämlich nicht durch den Ordnungsimport aus der Umwelt in ein System, nicht als Resultat eines einfachen Reiz-Reaktions-Schemas, sondern durch eine unvermeidlich relativ diffuse Form des Außeneinflusses, die dann in einem sich selbst organisierenden System spezifisch und nach Maßgabe der systemischen Eigengesetzlichkeit umgearbeitet wird. Einen solchen Mechanismus der Ordnungsentstehung kann man, wenn man will, überall beobachten: in Seminarstunden und in Staaten, bei den Aktionen einer Fußballmannschaft oder in der Beschäftigung mit den Kognitionen und dem Gehirn eines Einzelnen. Allerdings muss man, um überhaupt Selbstorganisation beobachten zu können, wiederum eine bestimmte Erkenntnissituation voraussetzen: Es gibt da einen an der Ordnungsentstehung interessierten Beobachter, so muss man annehmen. Und dieser ist in der Lage, zwischen der Umwelt, dem sich selbstorganisierenden System und einem diffusen Außeneinfluss von der Umwelt auf das System zu unterscheiden – und alle drei Entitäten in spezifischer Weise aufeinander zu beziehen. Wenn er Selbstorganisation bemerkt, wird er einen Bruch zwischen dem externem Einfluss und der systemspezifischen Bearbeitung diagnostizieren, er wird sich der Sprache der Kausalität verweigern – und die Wirkungsketten zwischen außen (Umwelt) und innen (System) nur sehr vorsichtig und nicht mehr deterministisch beschreiben.

TT: Wo hat dieser Begriff von Selbstorganisation seinen historischen Einsatz?

BP: Das Konzept hat verschiedene Phasen und Stufen der Aus- und Umarbeitung durchlaufen, die sich jedoch zum Teil überlagern, ineinander verschlingen, man kann seine Geschichte nicht als exakt katalogisierbare Phasen-Chronologie nacherzählen. Trotzdem lässt sich festhalten: Die erste Phase ist die einer primär wissenschaftsinternen Ausarbeitung im Umfeld der Kybernetik, sie war technisch geprägt und ging von der Beobachtung aus, dass geschlossene Systeme unter bestimmten Bedingungen stabile Muster entwickeln. So baute man in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts die Modelle von binären Netzwerken, bei denen an den Knoten kleine Lampen an- und wieder ausgingen – und stellte fest, dass sich nach einer gewissen Zeit Muster des Flackerns herausbildeten. In der zweiten Phase wurde bemerkt, dass das Konzept der Selbstorganisation und die Frage nach der Entstehung von Ordnung inter- bzw. transdisziplinär interessant ist. Es folgten wichtige, von dem Kybernetiker und Biophysiker Heinz von Foerster organisierte Kongresse Ende der 50er, Anfang der 60er Jahre, wo er das erste Mal ein Grundprinzip der Selbstorganisation präsentierte („order from noise“, Ordnung durch Störung) und ein Maß für Ordnung vorschlug. Und in der dritten Phase kam es schließlich und vielleicht unvermeidlich zur wissenschaftsexternen Anwendung und auch weltanschaulichen Nutzbarmachung des Konzeptes. Wenn man dieses letzte Stadium der Veränderung einmal an einer Person festmachen will, auch um sich bewusst zu machen, wie wissenschaftsinterne Konzepte zu weltanschaulichen Programmen werden, dann muss man sich nur das Werk des New Age-Physikers Fritjof Capra anschauen. Capra hat — das sage ich bei aller Polemik und vor dem Hintergrund massiver Einwände gegen sein pseudowissenschaftliches Verständnis von Wissenschaft — ein geradezu geniales Gespür für den ideologisch-weltanschaulichen Gehalt von Konzepten. In den siebziger Jahren kam er auf den Gedanken (und ich verkürze hier nur wenig), dass der Buddha und Werner Heisenberg im Grunde die gleiche Idee vom Wesen des Seins hatten. Mit dem Tao der Physik1 hat er etwas entwickelt, was man eine Quantentheologie nennen könnte: Er hat im Kern dazu aufgerufen, die Quantenphysik zu verehren und die Unschärferelation in den Stand eines spirituellen Axioms zu erheben. In seinem letzen Buch Lebensnetz hat er das Selbstorganisationsparadigma und verwandte Konzepte (Kybernetik, Autopoiesis etc.) entdeckt.2 Es sind die Arbeiten von Norbert Wiener, Heinz von Foerster, Humberto Maturana und anderen, die nun von ihm zu einer Capra-Synthese zusammengefasst werden. Das Ziel ist etwas, was man eine Vernetzungstheologie nennen könnte, eine gläubige Verehrung von Beziehungen, Netzwerken, Relationsmustern. Das heißt: Capras Arbeiten stehen als das vielleicht krasseste Beispiel für das letzte Stadium, das das Konzept der Selbstorganisation durchlaufen hat.

Eine Technik, zwei Komponenten

TT: Es gibt einen anderen theoretischen Strang der Selbstorganisation im Sinne der Verselbständigung der Technik: Wenn sich die Geräte, die Roboter, die Gehirne, Computer usw. verselbständigen, wenn sie sich selbst organisieren und programmieren, wenn sie als self organizing systems die Macht übernehmen, wäre die Evolutionsstufe Mensch überholt.

BP: Die Auseinandersetzung mit der Vergleichbarkeit und eventuellen Ähnlichkeit von Mensch und Maschine, von Gehirn und Computer geht eher auf die Anfänge der Kybernetik zurück, sie hat nicht direkt etwas mit dem Konzept der Selbstorganisation zu tun. Manche Stichwortgeber des Selbstorganisations-Diskurses waren allerdings bei den sogenannten Macy-Konferenzen3 zugegen, entwickelten hier die Ideen, die später auch in diesen Diskurs eingingen. Was die Frage nach der Mensch-Maschine-Differenz betrifft, gab es – etwas vergröbert gesagt – unter den Kybernetikern zwei unterschiedliche, auch unterschiedlich einflussreiche Fraktionen. Die eine, die größere Fraktion glaubte an die technisch-mathematische Nachbildbarkeit des Gehirns, die andere wies dieses Ansinnen – u. a. aus erkenntnistheoretischen Gründen – zurück, hielt den mechanistischen Traum von einem artifical brain für nicht realisierbar.

TT: Ein solcher "Durchgriff" durch die Migration von Begriffen oder Konzepten quer durch Diskurse könnte auch zu einer Naturalisierung führen, wenn man etwa einen Organisationsbegriff aus der Biologie auf Gesellschaft oder "Techniken" im weitesten Sinne bezieht.

BP: Ich würde sagen: mit Begriffen wie Autopoiesis, Kognition, Kybernetik und eben auch Selbstorganisation gibt es ein bestimmtes Vokabular, das mit dem Prestige der naturwissenschaftlichen Exaktheit ausge-stattet zu sein scheint. Derjenige, der es benützt, kann ohne große intellektuelle Unkosten Autoritätsgewinne für sich verbuchen. Die Attraktivität solcher Konzepte verdankt sich ihrer Doppelgesichtigkeit: Sie besitzen die technizistische Aura der hard sciences – und scheinen gleichzeitig das Angebot zu enthalten, die eigenen Lebensverhältnisse zu deuten und besser zu verstehen. Ivan Illich hat derartige Wörter einmal gesprächsweise epoxy words genannt, Wörter, die nach dem Prinzip eines Zweikomponentenklebers funktionieren. Epoxy words schließen – in der Phase der Popularisierung – Technik und Lebenswelt kurz; sie verbinden Wissenschaft und Weltanschauung, die Welt der Präzision und die Sphäre des Unscharfen, Diffusen, Offenen.4

Störung der verklumpten Vokabeln

TT: Warum hat Heinz von Foerster später den Begriff Selbstorganisation kritisiert?

BP: Zum einen hat er früh gesehen, dass man dazu neigte, nur noch auf die interne Ordnungsbildung zu starren – und die Rolle der Umwelt zu übersehen, obwohl sie als Lieferant von Anstößen – von sogenannten Perturbationen im Sinne von Humberto Maturana und Francisco Varela – und ungerichteter Energie unbedingt nötig ist. Es lag ihm daran, klar zu machen, dass man nicht den Modus autonomer Organisation mit einer systemischen Autarkie gleichsetzen bzw. verwechseln darf. Ordnung, so sein Argument, entsteht durch Störung, aber das heißt eben auch: Man braucht Störung, braucht etwas, das von außen auf das System einwirkt. Zum anderen hatte Heinz von Foerster Zeit seines Lebens eine starke Aversion gegen ein bloß modisches Vokabular, das plötzlich in aller Munde ist, einfach nur, weil es womöglich einen bestimmten sex appeal besitzt. Sein Ziel war es immer auch, das Imponiergehabe angemaßter Autorität zu demontieren. Ein solcher Impuls erscheint mir als der Grund, warum ihm das Konzept der Selbstorganistion irgendwann verdächtig vorkam.

Der Andere

TT: Kann man das Konzept der Selbstorganisation um ein "Denken des Anderen" erweitern? Ist dann 'der Andere' ins System eingespeist als die Störung, die ich brauche, um das System lebensfähig zu halten? Es gibt andere Traditionen, über den Anderen zu sprechen - aus Ethik und Philosophie, bei Levinas oder der Psychoanalyse -, die jetzt aufschreien würden: Das ist gerade der Weg, den Anderen nicht als das Unverfügbare zu belassen, das was ich eben nicht über seine Systemkonfiguration mir zu eigen machen kann, sondern seine Funktionalisierung!

BP: Ich kann durchaus versuchen (und jeder Psychotechniker, jeder Guru, jeder gute Verkäufer würde genau dies tun) herauszubekommen, nach welchen Regeln ein selbstorganisierendes System (z. B. ein anderer Mensch) operiert. Welche Relevanzhierarchien hat er, so kann man fragen, welche Prioritäten, welche Weltanschauungsmuster sind für ihn charakteristisch? Und dann kann man probieren, die ihm eigenen Regeln der Realitätskonstruktion zu bedienen und eine systeminterne Fortführung von externen Impulsen zu erreichen. Das Ziel ist es, dass ein selbstorganisiertes System mehr oder weniger genau die Effekte erzeugt, die man selbst erzeugen möchte. Nun kann man weiterfragen: Darf man das? Sind raffinierte Steuerungsversuche per se unmoralisch? Müssen wir jene Versuche der Steuerung, die mit gezielten Anregungen zur Selbststeuerung arbeiten, abwehren oder verteufeln? Ich würde diese Fragen verneinen. Aus meiner Sicht ist die Intention, die jeweils dahinter steht, entscheidend. Um ein gerade aktuelles Beispiel zu geben: Gerhard Schröder weiß, wie Journalisten Realität konstruieren – und er bedient das System des Journalismus perfekt, dies gegenwärtig mit dem Ziel, ganz viele Exemplare seiner sehr getragen formulierten Autobiographie zu verkaufen. Ein paar Tage vor der Auslieferung seines Buches kritisiert er Angela Merkel und greift die Gewerkschaften an, er inszeniert – exklusiv für ein großes Nachrichtenmagazin – einen Konflikt, nutzt durch Vorabdrucke in Bild und Spiegel die Agendasettingfunktion einzelner Medien. Die Steuerungsleistung, die dem Alt-Kanzler in den letzten Wochen geglückt ist, kann man durchaus bewundern; seine Intention erscheint mir rein von einem privaten Profit-Interesse getrieben.

Rechts und links

TT: Solche Steuerungsmodelle sind nicht nur instrumentalisierbar - ihre Systematik, die erstmal sehr formalistisch klingt, wird auch politisch besetzt. Wie siehst du das in Bezug auf "rechte" und "linke" Politik? Selbstorganisation scheint sich ja in vielen Kontexten anzubieten. Managementtheorie und –schulung, die eher Assoziationen von Menschensteuerung und nicht gerade emanzipatorischem Verhalten aufrufen, oder auch autonome Szenen und Theorien beziehen sich darauf.

BP: Ich habe nicht den Eindruck, dass mir das Rechts-Links-Schema hier etwas erklärt, weil es doch ganz unterschiedliche gesellschaftliche Gruppen sind, die mit dem Begriff arbeiten; das können linke, graswurzelbewegte, basisdemokratische Gruppen sein, aber auch Gesinnungs- und Wirtschaftsliberale. Mir hilft eher die Unterscheidung zwischen der Figur des Mystikers und der des Managers. Das ist eine – das will ich gerne zugeben – ziemlich schlagwortartig klingende Dichotomie, die verschiedene Generationen und Figuren beschreibt, die mit dem Konzept der Selbstorganisation arbeiten. Die Gruppe der Mystiker findet man häufig in der ersten Generation der Selbstorganisationsforscher. Sie nutzen dieses Konzept als Fundament einer besonderen Bescheidenheit, einer spezifisch begründeten Achtung vor der Komplexität. Die Gruppe der Manager zieht tendenziell konträre Schlussfolgerungen: Sie nutzt das Konzept, um vor dem Hintergrund der einmal erkannten Nichtsteuerbarkeit von Systemen doch noch eine einigermaßen effektive Steuerung hinzubekommen. Das klingt paradox, aber wenn der Typus des Managers beobachtet, dass man ein System nicht linear steuern kann, dass brutale Machtausübung auf Dauer nicht gut funktioniert und dass man diktatorische Mittel bräuchte, um ein System abzuschotten, dann kann er auf Instrumente der Menschenführung und Beherrschung setzen, die sehr viel stärker die Autonomie des anderen in Rechnung stellen. Das funktioniert dann so, dass er sich an den Gesetzen der Realitätskonstruktion des anderen orientiert, aber mit eigenen Zwecken und privaten Absichten operiert. Der hier etwas karikierte Manager glaubt im Kern, dass er derjenige ist, der die Regeln der Selbstorganisation zu dechiffrieren vermag. Die Fraktion der Mystiker sagt demgegenüber: Das System bleibt dunkel; wir können es nicht verstehen, seine Gesetze sind nicht zu entziffern. Ihr Interesse besteht eher darin, Kontroll- und Manipulationsversuche zurückzudrängen – und einen neuen Respekt vor der Undurchschaubarkeit des anderen zu fundieren.

Ich AG und Ich

TT: Der Kunstbetrieb dient seit einiger Zeit als Metaphernspender für Managementtheorie, was Autonomie und Selbstorganisation, Kreativitätspotentiale und Eigenverantwortung angeht, und die Tugenden der sogenannten kreativen Klasse werden zum Stichwortgeber für eine Wirtschaft, die mit diesem Individualismus besser fährt. Wenn sich jeder auch innerhalb der Firma als Unternehmer seiner selbst versteht, wird hire and fire einfacher.

BP: Dann findet eine Glorifizierung des Individuums statt, die dazu benutzbar ist, den Unterprivilegierten Schuld zuzuweisen für ihr eigenes Unterprivilegiertsein – eine Schuld, die sie womöglich überhaupt nicht haben, gar nicht haben können. Andererseits existieren natürlich auch viele Indizien und Beispiele, die belegen, dass die Idee der Selbstverantwortung auch ihren realen Kern besitzt. Das bedeutet in der Konsequenz: Aus meiner Sicht ist die Frage nicht entscheidbar, ob es das autonome, in jedem Augenblick selbstverantwortlich agierende Individuum überhaupt gibt. Aber ich frage mich schon: Gefällt mir die Kritik an der Idee der Selbstverantwortung, die diese Idee zu einem ziemlichen raffinierten Instrument der Menschenbeherrschung und Profitsteigerung umdeutet? Oder anders: Mag ich Verschwörungstheorien? Meine Antwort: Nein, ich mag sie nicht besonders. Dies liegt nicht daran, weil es keine Verschwörungen und perfide Formen der Machtausübung gäbe. Vielleicht bin ich hier etwas idealistisch, aber ich neige dazu zu sagen: „Lass uns das Konzept des autonomen Individuums nicht verdammen, nur weil wir es unter den Verdacht stellen, Teil einer Herrschaftsstrategie zu sein.“

Ausbildungspraxis

TT: Spielt in deinen Erfahrungen mit Wissensproduktion in der universitären Praxis, genauer: bei Projekten im Rahmen der journalistischen Ausbildung, Selbstorganisation eine Rolle?

BP: Wenn ich Projektarbeit betreibe, dann ist die Formel Organisation der Selbstorganisation eine wesentliche Maxime. Das Kernproblem der didaktischen Anstrengungen und Überlegungen lautet dann, wie man vor dem Hintergrund der Anerkennung der Autonomie des anderen doch noch einigermaßen funktionsgerechte Inspirationen hin bekommt. Nach meinen Erfahrungen geht es stets um eine Balance zwischen der Offenheit für die Initiativen anderer und einer eben auch notwendigen Ziel- und Ergebnisorientierung. Man muss die Studierenden unbedingt ernst nehmen, in ihre Gestaltungskraft vertrauen, sie mit Respekt und einer besonderen Form der Kollegialität behandeln, auch wenn dies alles womöglich etwas pathetisch klingt. Schließlich gilt es von einer statischen Belehrungskultur Abschied zu nehmen und intensiv in die klimatischen Verhältnisse im Seminar zu investieren, also Exkursionen anzuzetteln, auch mal ein Fest zu feiern, gemeinsam Projekte zu entwerfen und intellektuelle Merkwürdigkeiten zu einem Ereignis zu machen. Mehr oder weniger gezielt organisierte Selbstorganisationsprozesse basieren auf einer Lernkultur, die von Kooperation und Wertschätzung geprägt ist.

TT: Das Gerichtete in der gerichteten Selbstorganisation stellt natürlich ein Problem dar, insofern es ein hierarchisches Element und keine vollständige Ergebnisoffenheit bedeutet.

BP: Ich würde sagen: Es gehört auch zu meinem Job und stellt gewissermaßen eine heimliche Klausel in meinem Arbeitsvertrag dar, bestimmte Ergebnisse und Lernerfordernisse einzulösen, sie zu erreichen. Gefordert ist eine Art Rollenswitching, ein Changieren zwischen der Rolle des Trainers, des Moderators, des Experten. Und in bestimmten Momenten ist es notwendig, hierarchisch zu agieren, auch um gegen ein Klima der Unverbindlichkeit vorzugehen.

TT: Für diese Praxis ist die Figur des Mystikers unpraktikabel.

BP: Das stimmt, aber es zeigt auch, dass sich Mystiker und Manager wechselseitig brauchen: der eine wirbt für Gelassenheit, der andere fordert Resultate; der eine zieht sich zurück, der andere stürzt sich ins Getümmel. Beide, so stelle ich mir das Verhältnis idealer Weise vor, irritieren sich gegenseitig und machen sich in immer neuen Anläufen deutlich, dass mit Unkalkulierbarkeit unbedingt zu rechnen ist.

Literatur

Bernhard Pörksen, Heinz von Foerster, Wahrheit ist die Erfindung eines Lügners. Gespräche für Skeptiker, Heidelberg (Carl Auer) 4. Aufl. 2001 (zuerst 2001)

Bernhard Pörksen, Die Gewissheit der Ungewissheit. Gespräche zum Konstruktivismus, Heidelberg (Carl Auer) 2002, mit Heinz von Foerster, Ernst von Glasersfeld, Humberto R. Maturana, Gerhard Roth, Siegfried J. Schmidt, Helm Stierlin, Francisco J. Varela und Paul Watzlawick

darin besonders:

"In jedem Augenblick kann ich entscheiden, wer ich bin". Heinz von Foerster über den Beobachter, das dialogische Leben und eine konstruktivistische Philosophie des Unterscheidens, 19-45

"Das Erkennen des Erkennens verpflichtet". Humberto R. Maturana über Wahrheit und Zwang, Strukturdeterminismus und Diktatur und die Autopoiesis des Lebendigen, 70-111

"Wahr ist, was funktioniert". Francisco J. Varela über Kognitionswissenschaft und Buddhismus, die untrennbare Verbindung von Subjekt und Objekt und die Übertreibungen des Konstruktivismus, 112-138

Karl W. Kratky, Friedrich Wallner (Hg.), Grundprinzipien der Selbstorganisation, Darmstadt (Wissenschaftliche Buchgesellschaft) 1990 (darin u.a. Kratky: Paradigmenwechsel Fremd- zu Selbstorganisation; von Foerster: Unordnung; Management-Anwenderbereich...), Inhalt: www.gbv.de/du/services/agi/DF8A7C98AE391285C12570FC00279898/000000584447

Bernhard Pörksen, Humberto J. Maturana: Vom Sein zum Tun. Die Ursprünge der Biologie des Erkennens, Heidelberg (Carl Auer Systeme) 2002 (darin bes. das Kapitel über Autonomie, Autarkie und Autopoiesis)

1 Fritjof Capra, Das Tao der Physik, 1977, Wendezeit, 1983, Lebensnetz, 1996, Die Capra-Synthese, 1998; vgl. de.wikipedia.org/wiki/Fritjof_Capra.

2 Kybernetik: Worterfindung vom us-amerikanischen Mathematiker Norbert Wiener 1948 aus dem gr. Wort für Steuermann; bezeichnet eine "Lehre von den Regelungen und Steuerungen", mit besonderer Aufmerksamkeit für die Rückkoppelung, die seit den 1940er Jahren (bis in die 1970er Jahre) interdisziplinär als eine Universallehre gehandelt wurde, die Abläufe in Technik, Gesellschaft, Nervensystemen, Psychologie, Spracherwerb usw. usf. formalisieren (und letztlich berechenbar machen) könnte. Das prototypische Modell für den Regelkreis ist die durch einen Thermostaten gesteuerte Heizung.

Autopoiesis: (altgr.nach " selbst schaffen") bezeichnet die Selbsterschaffung und –erneuerung eines Systems, Begriff des chilenischen Neurobiologen und Philosophen Humberto Maturanas aus den 1970er Jahren, auch in Zusammenarbeit mit Francisco Varela. In den 1980er Jahren aufgegriffen vom Soziologen Niklas Luhmann, der Kommunikationsprozesse mit der Selbstreproduktion lebender Organismen vergleicht. Ins "System" kommen nur lebenserhaltende Stoffe bzw. sinnvolle Botschaften: Reduktion von Komplexität...

3 Eine Folge von zehn Konferenzen, die die Stiftung Josiah Macy 1946-1953 in New York sponsorte, und die mit jeweils rund 20 Teilnehmern aus Mathematik, Medizin, Nachrichtentechnik, Anthropologie, Psychologie, Neurologie, Sprach- und Sozialwissenschaften nach gemeinsamen Denkkonzepten aus dem Bereich der Steuerungs- und Regelungskonzepten suchte. Teilnehmer waren u.a. Norbert Wiener, Heinz von Foerster, Warren McCulloch, Margared Mead, Gregory Bateson. Vgl. Cybernetics | Kybernetik. Die Macy-Konferenzen 1946-1953, 2 Bde., hg. v. Claus Pias, Bd. 1: Transactions – Protokolle, Zürich, Berlin (Diaphanes) 2003.

4 Epoxidharze sind Klebstoffe bzw. Komposit-Werkstoffe.

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