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19. Februar 2007

Kolonialdenkmäler und partizipative Plastik - Erinnerungskulturen, Mythen, Antithesen, Inversionen

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von Jokinen

Kolonialdenkmäler sind umrankt von hartnäckigen Mythen. Sie machen Vorschläge zu einer verbindlichen Deutung der Geschichte, transportieren vermeintlich »ewige Botschaften« von »weißen Herren« und »schwarzen Dienern«, von »Kolonialhelden « und »treuen Askari«, von »Opferwillen«, »Unerschrockenheit«, »Uneigennützigkeit« und »Zivilisationsmission«sie sind Ikonen der kolonialromantischen Verklärung, die bis heute unterschwellig wirkt.

»Die beste Waffe gegen den Mythos ist in Wirklichkeit vielleicht, ihn selbst zu mythifizieren, das heißt einen künstlichen Mythos zu schaffen.« (Barthes)1 »Die subversive Methode der Erschaffung eines künstlichen Mythos, die Barthes im Kampf gegen den Mythos vorschlägt, besitzt zweifelsohne eine gewisse Kulturtauglichkeit, weil sie von der Ohnmacht «oder von der eingeschränkten Wirksamkeit »einer rationalen Aufklärung gegenüber dem Mythos ausgeht. Eine Aufklärung des Mythos müßte selbst eine mythische Antithese dazu sein.« (Feuerstein)2

Wie können wir solche kolonialen Allein-Mythen brechen, wie »mythische Antithesen schaffen? Können die Kolonialdenkmäler umgedeutet werden, indem sie aus ihrem Kontext gerissen werden, aus ihrer örtlichen und historischen Umgebung, um ihre Aussage zu verändern? Gelingt es, mit künstlerischen Mitteln neue Kontextualisierungen und Inversionen vorzunehmen?

Mit afrika-hamburg.de bin ich diesen Fragen nachgegangen.3 Das performativ-forschende Projekt setzte sich mit den materiellen und mentalen Bedingungen kolonialer Mythen auseinander. Es lud ein, im Stadtraum und auf der Webseite www.afrika-hamburg.de über die beinahe vergessene Kolonialgeschichte Hamburgs zu debattieren, die sich in vielfältigen, aber von der Öffentlichkeit meist nicht wahrgenommenen städtischen Spuren manifestiert: in Monumenten, Gebäuden, Straßennamen, der Hafenstruktur u.a. Wissmann resurrectedImpulsgebend für das Vorhaben war eine Befassung. mit dem Hamburger Wissmann-Kolonialdenkmal, das ich aus dem Keller der Sternwarte Bergedorf holte und für 14 Monate zwischen Oktober 2004 und November 2005 an einer exponierten Stelle am Hafen Hamburg aufstellte. Vor Ort fügte ich lediglich eine Infotafel hinzu sowie ein "Denkmalschild« aus Bronze mit der Webadresse www.afrika-hamburg.de und eine Tafel mit Archivphotographien aus den letzten hundert Jahren, die in serieller Abfolge das mehrfache Aufstellen und Stürzen des Denkmals sichtbar machten.

Das bronzene Denkmalensemble stellt den deutschen Kolonialoffizier, Reichskommissar und Kolonialgouverneur Hermann von Wissmann mit einem afrikanischen Askari-Soldaten dar, der zu seinem weißen »Herrn«emporblickt. In mythifizierender, wilhelminisch-pathetischer Bildsprache wird hier eine starke Hierarchie zwischen «Schwarz« und «Weiß« festgelegt.

Mythen umwehen auch das Leben und Wirken Hermann von Wissmanns. Seit seinem Tod kursieren in Nachrufen und Biografien Legenden von »Deutschlands größtem Afrikaner », von einer »Kolumbusnatur» mit vierzigfachem Verstand”, vom »Sklavenbefreier”, »verdienstvollen Afrikaforscher”, »Tierschützer«und »Freund der Afrikaner”. Neuere Forschungen4) haben diese glorifizierenden Zuschreibungen in allen Teilen unmissverständlich widerlegt und als kolonialrevisionistische Konstruktionen entlarvt.

Das Wissmann-Denkmal wurde 1909 in Daressalam in der damaligen deutschen Kolonie «Deutsch-Ostafrika« (heute Tanzania) eingeweiht. Nach dem Verlust der deutschen Kolonien im Ersten Weltkrieg wurde es über London nach Hamburg verschifft und 1922 vor der Universität Hamburg (hervorgegangen aus dem Kolonialinstitut) aufgestellt, wo es in der Nazizeit zur wichtigsten Kolonialweihestätte Deutschlands hochstilisiert wurde. 1968 stürzten Studenten das Abbild Wissmanns vom Sockel.
Das Kolonialdenkmalensemble Hermann von Wissmanns stand vor der Universität Hamburg,

die aus dem Kolonialinstitut entstanden ist. Im Zuge der ersten postkolonialen Auseinandersetzungen wurde das Abbild Wissmanns 1967 von Studenten gestürzt (http://www.afrika-hamburg.de/denkmalbiografie.html). Foto: Conti-Press/Staatsarchiv Hamburg

Kaum ein anderes Monument hat eine derart bewegte und skurrile Geschichte. Es ist nicht nur interkontinental bewegt worden, sondern auch durch verschiedene Epochen der Verehrung und Verachtung hindurch gereist. Am Schicksal des Standbilds und an seiner beschädigten Oberfläche lässt sich beispielhaft (post)koloniale Mentalitätsgeschichte ablesen. So habe ich es denn auch bewusst mit all den lesbaren Spuren der gesellschaftlichen Auseinandersetzung aufgestellt und sichtbar gemacht.
Intervention, Inversion, Interaktion
Es galt, das Wissmann-Denkmal, dieses gezeichnete artefact trouvée, nicht nur als Dokument zugänglich zu machen und zu entziffern, sondern es vielmehr durch gezielte künstlerische Intervention und in partizipativer Interaktion mit den BetrachterInnen als Mythos zu entschlüsseln und in einem dynamischen Prozess für neue An- und Einsichten erlebbar zu machen. Für das beteiligungsorientierte Projekt afrika-hamburg.de holte Jokinen das umstrittene Wissmann-Denkmal aus dem Keller und setzte es erneut dem Licht der Öffentlichkeit aus. Vierzehn Monate lang in 2004/2005 war das Ensemble an zentraler Stelle am Hafen Hamburg den Blicken der Passanten preisgegeben. Ein schwergewichtiges Dokument beinahe vergessener Stadtgeschichte wurde wieder sichtbar. So kreierte das Projekt einen Nachdenkmal-Raum in der Stadt und einen zweiten zur Debatte und Mitwirkung im Internet (http://www.afrika-hamburg.de). Das Kolonialmonument erweckte viel öffentliche Aufmerksamkeit und wurde kontrovers diskutiert.

Eine die Öffentlichkeit beteiligende Präsentation unzeitgemäßer Figuren kombiniert mit Mitteln, Methoden und Medien der zeitgenössischen Kunst fördert ein Nachdenken über Symbole und Repräsentationen der Macht. Ihre Gestalten werfen Fragen auf, die auf Antworten warten: Mit welcher Gestik sprechen uns heute diese Monumente an? Welchen Standpunkt, welche Stellungnahmen vertreten sie auf welchen Sockeln? Worauf fußen sie, was übersehen sie? Wie wirkt im Wissmann-Denkmal die gleichzeitige Sichtbarkeit der kolonialen Bildinhalte und der Spuren und Beschädigungen der postkolonialen Auseinandersetzungen auf den Betrachter? Wie wird es in seiner Doppel- und Mehrschichtigkeit und in diesem dialektischen Prozeß rezipiert und diskutiert? Welche unbewussten Schichten von Mentalitätsspuren drängeln an die Oberfläche? Gelingt die Inversion des Denkmals zu seinem eigenen Gegendenkmal, zu einer »mythischen Antithese«?

Vor Ort am Hafen sind schätzungsweise 300.000 Menschen mit dem Standbild Wißmanns konfrontiert worden, haben die Informationen gelesen und das Denkmal eingehend betrachtet. Immer wieder bildeten sich am Denkmal Menschengruppen, in denen leidenschaftlich diskutiert wurde. Der öffentliche Raum fand so seine originäre Funktion wieder und strahlte auch weit in die Medienlandschaft hinaus.

Das Projekt kreierte nicht nur einen Nachdenkmal-Raum am Hafen, sondern - als genauso zentralen Projektbereich - einen zweiten zur Debatte, Mitwirkung und öffentlichen Auseinandersetzung im Internet. Die mit vielfältigen Informationen und Dokumenten bestückte Website (www.afrika-hamburg.de) regte mit einem beteiligungsorientierten Forum zur Diskussion an, während bei einer Web-Abstimmung auch Vorschläge und Ideen zum weiteren Schicksal des Denkmals gesammelt wurden.

In den 14 Projektmonaten haben über 35.000 Menschen die Website besucht, und 5.669 Menschen haben dort darüber abgestimmt, was mit dem umstrittenen Wissmann-Monument künftig geschehen soll. In über 800 teilweise langen Textpostings wurde die Kolonialgeschichte höchst kontrovers debattiert. Diese und 300 weitere im Webraum hinterlassene Ideen geben Zeugnis davon, wie das Thema die Gemüter bewegt. afrika-hamburg.de wurde begleitet von Veranstaltungen und Kunstperformances (http://www.afrika-hamburg.de/vorort.html). Zur Finissage präsentierte Jokinen im Kunsthaus Hamburg die ganze Fülle der eingegangenen Ideen, Meinungen, Dokumente, Fundstücke und Nachrichten in einer raumfüllenden Installation (http://www.afrika-hamburg.de/vorort8.html).

Neben kolonialkritischen Textbeiträgen lassen sich im Debattenforum Klischees und Heldenmythen finden. Die Meinung, man müsse die koloniale Gewaltgeschichte aus ihrer Epoche und nicht aus unserer Zeit heraus verstehen und damit ein Nachsehen haben, kommt häufig vor. Die Mythen der sog. »Kolonialschuldlüge der Engländer”, der »Treue der Askari und des »Sklavenbefreiers Wißmann werden oft bemüht, genauso wie Autoren der älteren Literatur zitiert. Die Beiträge geben beredtes Zeugnis vom Stand der Diskussion über die Kolonialgeschichte; sie lassen allerdings auch ahnen, was verdrängt und verschwiegen wird. Sie werden als Dokumentation zum Nachlesen weiterhin im Internet bleiben (www.afrika-hamburg.de/debatte.php).
NetzdebatteHier einige Beispiele aus dem Debattenforum mit Sichtweisen und Stellungnahmen zum Monument:

- »Das Wissmann-Denkmal sollte irgendwo eingelagert oder auch vernichtet werden. Es taugt nicht zur Darstellung. Und es wird die Deutschen von heute in ein Licht rücken, welches wir nicht verdient haben.
gez. Mario Mettbach Senator a.D. Mit-Initiator des Tanzania-Parkes«

- »Das Denkmal da stehen lassen, wo es jetzt steht und diese Online-Informationen vertiefen: bewirkt jedenfalls mehr, als ein unsichtbares Denkmal im Keller.«

- »Das Denkmal sollte dauerhaft an einem öffentlichen Platz aufgestellt werden. Die Verdienste Wissmanns und seiner Askari um Ostafrika, insbesondere die Bekämpfung der Sklavenjäger und -händler kann nicht bestritten werden.«

- »Sollte das Denkmal in Hamburg aufgestellt werden, dann m.E. auf jeden Fall ohne (!) den Afrikaner.«

- »Denkmal am augenblicklichen Standort stürzen, den Askari auf den Sockel heben, aber ohne die Fahne. Wissmann ist erlegt wie der Löwe.«

- »Wiederaufstellen an dem Ort, an dem die Denkmalsstürmer ihre Untat vollbrachten und einen verdienten Afrika-Forscher zu ihrer politischen Propaganda mißbrauchten: vor dem Hauptgebäude der Universität!«

- »Aufstellung des Denkmals vor dem Völkerkundemuseum, verbunden mit einer ständigen Ausstellung über die deutsche Kolonialzeit und deren Folgen in der Gegenwart.«

- »Das Denkmal wird von einem Hubschrauber auf die Bismarck-Statue am Hafen fallen gelassen bis es kaputt ist. Die Aktion wird dokumentiert und zur Erklärung für die hoffentlich entstandenen Schäden an der Statue neben dieser ausgestellt.«

- „Es könnte mal wieder poliert werden!«

- »Ich plädiere dafür, das Denkmal entweder einzuschmelzen oder in Hagenbecks Tierpark aufzustellen.«

- »Es sollte in den Tanzania-Park kommen, wo es geschützt vor Vandalismus wäre.«

- »Das Wissman-Denkmal soll liegend in die neue Hafen-City integriert werden.«

- »Wieder Aufstellen an dem Ort, an dem die Denkmalsstürmer ihre Untat vollbrachten und einen verdienten Afrika-Forscher zu ihrer politischen Propaganda mißbrauchten: vor dem Hauptgebäude der Universität«

- »Ab in die Elbe damit!«

- »Ich wäre dafür, das Wissmann-Denkmal als Nachdenk- und Diskussionsangebot mit Erläuterung in ein Museum zu stellen, allerdings auf keinen Fall in das künftige Tamm-Museum, das ja vermutlich selbst eine ausgeprägt militaristische Note erhalten wird!«

- »Das Denkmal soll im Park hinter der roten Flora aufgestellt werden, und bei Bedarf - etwa bei ausländerfeindlichen Ereignissen in der Stadt - immer wieder gestürzt zu werden. Die Wissmann-Figur bleibt in den Zwischenzeiten unten liegen.«

- «»s wäre m.A. angemessen, die Aufstellung des Denkmals in einem zum Erinnerungsort umfunktionierten Museums-Ortsteil der Speicherstadt vorzunehmen. Damit auf die Wurzeln des »Reichtums« Hamburgs hingewiesen werden kann. Das Umfeld der Speicherstadt und Hafencity bedarf eines Erinnerungsortes, damit dort vor lauter baulichen Zukunftsvisionen auch die Vergangenheit mit ihren kolonialen Grausamkeiten sichtbar bleibt.«

- »Das Denkmal soll dauerhaft an seinen alten Ort, und dort von der deutsch-afrikanischen Geschichte zeugen. Denn wer gebildet ist zeigt Erfurcht vor dem Tatenruhm der Toten!«

Die Sichtung der vielen Debattenbeiträge evoziert Fragen nach mentalitätsgeschichtlichen Kontinuitäten, die das Projekt zu Tage förderte und sichtbar macht. Welche sowohl postkolonialen als auch fortwirkenden kolonialen Erinnerungsräume können im Forum aufgespürt und ausgeleuchtet werden? Wie können die Erfahrungen aus dem Projekt für weitere Diskussion über die Kolonialgeschichte ausgewertet werden? Tendenzen lassen sich ablesen, eine genaue wissenschaftliche Auswertung steht noch aus. Alles spricht also dafür, dass auf diesem Gebiet Kunst und Wissenschaft Hand in Hand arbeiten sollten.

Ein deutliches Ergebnis zeigt immerhin die Webabstimmung: 95 % aller Beteiligten sind der Meinung, dass das Wissmann-Denkmal nicht wieder versteckt, sondern sichtbar bleiben soll, um weiter diskutiert zu werden. Die meisten Menschen wollen sich an selbst unbeliebten Monumenten 'reiben', um sich erinnern zu können.Vom Hafen über die Kunstmeile in den Keller afrika-hamburg.de wurde begleitet von Veranstaltungen, Kunstperformances und Schulaktionen. Zur Finissage präsentierte ich im Kunsthaus Hamburg die ganze Fülle der eingegangenen Ideen, Meinungen, Dokumente, Fundstücke und Nachrichten in einer raumfüllenden Installation. Nach den 14 Projektmonaten sollte das Denkmal nach dem Willen der Kulturbehörde wieder in den Keller gebracht werden, und so ist es am Ende auch geschehen. Zuvor habe ich es noch fünf Hamburger Museen angeboten – dort wurde aus den unterschiedlichsten Gründen abgelehnt. Das Monument ist zwar wieder aus der Öffentlichkeit verschwunden; die Auseinandersetzung mit Erinnerungskultur und einem adäquaten Umgang mit den abgelegten Hamburger Kolonialdenkmälern wird aber ausgehend von diesem Beteiligungsprojekt fortgesetzt. Zu beobachten ist ein weiterhin anhaltendes Medieninteresse. Die Lücke, die das Monument im Stadtraum und in den Köpfen hinterlassen hat, wird noch öffentlich thematisiert.

Wie wollen wir also in Zukunft mit all den abgestellten Hamburger Standbildern umgehen, die - vermeintlich für die Ewigkeit geschaffene - Mythen und Legenden kolonialer Praktiken repräsentieren? Mit diesen Symbolen, vor denen bis heute Veteranenvereine und Traditionsverbände ihre Gedenkrituale feiern, wie etwa im «Tansania-Park« in Hamburg-Jenfeld?park postkolonialAls weiterführendes Projekt schlage ich einen park postkolonial (Gesamtkonzept unter www.afrika-hamburg.de/parkd.k.html vor, einen kritischen Lernort, in dem alle Hamburger Kolonialdenkmäler versammelt und durch künstlerisches Eingreifen so arrangiert werden, dass sie bildhaft Kontakt zu einander aufnehmen, sich wechselseitig kommentieren und in ihrem imperialen Habitus differenziert kenntlich werden. In diesem park postkolonial sollen die Monumente in ihren tradierten, historisch mehrschichtigen Inhalten entziffert werden, um dann gegenwärtige Kontexte herzustellen. Wenn sich Gestalt und Wahrnehmung der Monumente im Geschichtverlauf verändern, bieten sie auch Raum für neue Gedanken. Der park postkolonial eröffnet einen Gedankenraum als Ort gesellschaftlicher Auseinandersetzung und transkulturellen Diskurses. Damit werden die Standbilder ihrer ursprünglichen, vermeintlich für alle Ewigkeit festgegossenen Botschaft entkleidet. Statt unumstößlich und übermenschlich, unabänderlich und übermächtig zu erscheinen, werden sie zu prozesshaften Gestalten. Eine Interaktion der Denkmalskörpern mit den lebenden Körpern der BetrachterInnen, Konfrontationen und immer neue künstlerische Inversionen und »mythographische« Interventionen ermöglichen veränderte Sichtweisen.

Eine Forschungsstelle, ein Ausstellungsraum und ein Internetforum sind integrale, unabdingbare Bestandteile in einem Park Postkolonial. Erinnern und Versöhnen - diese beiden Projektziele können nur in einem intensiven transkulturellen, künstlerischen und wissenschaftlichen Austausch mit den Ländern der ehemaligen deutschen Kolonien erreicht werden. Dieses entspricht dem partizipativen Ansatz. Genauso zentral soll die Problematisierung der Welthandelsbeziehungen heute und die Forderung nach Fair Trade sein, speziell hier für Waren, die in der Hafenstadt Hamburg ankommen.

Die Park-Idee wurde im Januar 2006 von der Grün-Alternativen Liste aufgegriffen. Vorgeschlagen wurde das Projekt für die Schloßinsel Harburg vor den Toren Hamburgs. Im Binnenhafen Harburg, wo aktuell der Senatsplan »Wachsende Stadt - Sprung über die Elbe im Zuge der Internationalen Bau- und Gartenausstellung große städtebauliche Änderungen vorsieht, war einst das Zentrum des kolonialen Handels mit Kautschuk, Elfenbein und Palmöl. Hiervon zeugen noch viele Spuren im Stadtbild: Gummiwarenfabriken, Palmspeicher, Villen der Kaufmänner und Reeder u.a. Das Konzept Park Postkolonial (http://www.afrika-hamburg.de/parkd.k.html) gab Impulse für ein weiterführendes Projekt auf der Schlossinsel in Hamburg-Harburg, wo viele Spuren im Stadtbild vom einstigen Zentrum des kolonialen Handels zeugen. Die »New-York Hamburger Gummi Waaren« produziert noch Hartgummikämme aus Kautschuk per Hand in traditioneller Arbeitsweise.

Die GAL-Vorlage, die den Senat zudem auffordert, Straßennamen kolonialen Ursprungs umzubenennen und ein Schulprogramm »Hamburg lernt über die Kolonialgeschichte«zu entwickeln, wurde von der Bezirksversammlung Harburg mit den Stimmen des Koalitionspartners CDU befürwortet. Ebenso begrüßt die Kultursenatorin einen Park Postkolonial in Harburg. Am 23.02.06 wurde der Antrag an die Hamburgische Bürgerschaft jedoch von der CDU-Mehrheit vom Tisch gewischt.

Die Diskussion über Hamburgs koloniale Vergangenheit und den Umgang damit heute geht dennoch weiter. Für das Jahr 2007 plane ich mit anderen KünstlerInnen das Projekt «wandsbek transformance«, eine Stadtteilerkundung und Kartierung kolonialer Spuren als work-in-progress in Hamburgs Osten.

1) Roland Barthes: Mythen des Alltags. Frankfurt/Main: Suhrkamp, 1964 (1957 frz. Original)

2)
Thomas Feuerstein: Anmerkungen zu PERSONENRUFE - EINE MEDIALE GEDENKTAFEL von ALL QUIET ON THE WESTERN FRONT. www.kunstradio.at/PROJECTS/PERS_RUFE/feuerstein.html

3)
Das Projekt afrika-hamburg.de war ein Teil eines umfangreichen Kulturprogramms, das in den zwei Gedenkjahren 2004 und 2005 die Arbeitsgruppe hamburg postkolonial (www.hamburg-postkolonial.de), bestehend aus verschiedenen Initiativgruppen (u.a. Eine Welt Netzwerk und CulturCooperation e.V.), durchgeführt hat. In der reichhaltigen Veranstaltungsreihe Vom Togokai zum Tansania-Park wurden Lesungen, Vorträge, Tagungen, Ausstellungen, eine Filmreihe und Stadtrundgänge angeboten. Begleitend wurden auch im Projekt afrika-hamburg.de mehrere Veranstaltungen, Lesungen und Kunstaktionen vor Ort am Wissmann-Denkmal organisiert. Schulklassen haben sich mit dem Monument kreativ und körperlich im wahrsten Sinne des Wortes abgearbeitet. Zur Finissage präsentierte ich im Kunsthaus Hamburg die ganze Fülle der eingegangenen Ideen, Meinungen, Dokumente, Fundstücke und Nachrichten in einer raumfüllenden Installation.

4)
Vgl. Thomas Morlang: «Finde ich keinen Weg, so bahne ich mir einen.«
Der umstrittene «Kolonialheld« Hermann von Wissmann. In:
Ulrich van der Heyden und Joachim Zeller (Hg.): »Macht und Anteil an der Weltherrschaft.... Berlin und der deutsche Kolonialismus.”´Münster: UNRAST-Verlag, 2005, www.unrast-verlag.de
Vgl. auch Winfried Speitkamp: Der Totenkult um die Kolonialheroen des Deutschen Kaiserreichs. In: zeitenblicke 3, 2004, Nr. 1, www.historicum.net/zeitenblicke/2004/01/speitkamp/ Vgl. auch Joachim Zeller: »Deutschlands größter Afrikaner«. Zur Geschichte der Denkmäler für Hermann von Wißmann. In: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 12/1996

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