Kommentar zum Treffen im Pudelsalon

von Michel Chevalier

Als erstes erstaunte mich die Formulierung des Themas:

“Die fortgesetzte und zunehmende Instrumentalisierung von Subkulturen, kritischen Intellektuellen und Künstlern für stadtentwicklungspolitische Zwecke (Gentrifizierung)“

- weil sie zu der Frage drängte: Welchen Zweck verfolgt kritischer Intellekt, wenn er einen nicht – z. B. gegen Instrumentalisierung – wappnet?

Ich tat mich ebenfalls nicht leicht mit der einschränkenden Klausel: “(...) für stadtentwicklungspolitische Zwecke (Gentrifizierung).“

Deshalb habe ich versucht, den Fokus zu erweitern, in dem ich fragte: “Was ist mit der Instrumentalisierung von besagten Gruppen zugunsten des Kunstmarktes oder dem Ziel, die Legitimität von sozial dominanten Fraktionen zu konsolidieren...ist das OK?"

Zum Teil aus Gründen der fehlenden Moderation kam die erste Antwort auf meine Frage ungefähr eine Stunde später.
In der zwischenzeitlichen Pause hörte ich in einem privaten Gespräch, was auf eine indirekte Antwort des Pudelsalon Gastgebers, der auch THING Redakteur ist, hinausläuft:
“Wir wollen nichts mehr über die Kunstvereinsgeschichte hören!“

Ich fragte mich, ob der Sprecher das “Wir“ von “Wir sind Woanders“ oder das “Wir“ von “Wir nennen es Hamburg“ meinte.

Jedenfalls – und das habe ich an dem Abend so gesagt – war die Kluft zwischen den verschiedenen Positionen im Raum und auch die angestrengte Bemühung von Einigen, die Kritik auf sicheres Terrain zu beschränken, schwer in Einklang zu bringen mit einem "Wir", das an der “Kunst und Kritik“ interessiert ist, die THE THING Hamburg sich auf die Webstartseite schreibt.

Die Ironie dieser Soirée ist, dass die Initiative der THE THING Redaktion, insbesondere von Cornelia (bitte korrigiert mich, wenn ich mich irre) dazu, anscheinend mehr als ein bisschen von dem zuvor genannten Gastgeber und THING-Kollegen instrumentalisiert wurde, der

1. den Veranstaltungsort durchgesetzt hat
2. drei Ko-Gastgeber hinzuzog, die
3. “konsensual“ die von THE THING vorgeschlagene Moderatorin wenige Stunden vor Beginn der Veranstaltung aus “formalen Gründen“ entließ. Wobei das, was dann folgte, den Verdacht aufkommen ließ, dass hier auch persönliche Gründe im Spiel waren.

Was darauf folgte, war eine Nicht-Moderation, die tatsächlich die der GastgeberInnen wurde (, von denen eine den Ton bestimmte, indem sie die abgewiesene THE THING-Moderatorin innerhalb der ersten 15 Minuten unhöflich unterbrach.) Mehrere Leute, mit denen ich sprach, waren schockiert von diesem Auftakt.

“Spin-doctoring“ ist der treffende Begriff, den jemand nutzte, der nicht anwesend war, aber mit Protagonisten des Abends bekannt ist, um die Veranstaltung zu beschreiben.

Ich hörte: Die IBA Teilnehmer boten mea culpas und Qualifiktionen an. Ein Kalifornier bot einen sonnigen Plan an: “Lasst uns fordern, dass IBA uns allen das Geld gibt!“ (, so dass – wie bequem – es keinen Unterschied mehr zwischen IBA und Nicht-IBA Künstlern gibt).

Ich dachte: Waldvogel kommt in die Stadt ... hurra! Wir sind wieder beim Kritischen Kunst Klub.

Die Form und das Verfahren (“Wo sind denn die Lautsprecher?“) verfehlte künstlerische und politische Kompetenz und weckte sogar Zweifel über die grundsätzliche Ernsthaftigkeit.

Vor ein Paar Jahren habe ich mich mit der Instrumentalisierung von Subkulturen (Punk/Hardcore) durch beide, den Kunstmarkt und die Werbe- und Modewelt auseinandergesetzt. Die Ergebnisse stellte ich im Westwerk 2004 aus.
Aus meiner Sicht begann die Instrumentalisierung und Kooptation in dieser Stadt in großem Maßstab nach dem Kunstverein “Vorstand Eklat“ 2005.

Direktor Dziewior – der Unmut schürte, indem er praktisch der Galerie Nagel und dem Artist Pension Trust den Kunstverein als Showroom überließ – startete eine Charme-Offensive, nachdem art/old-money/politics Boss-Falckenberg die Kontrolle über den Vorstand wieder gewonnen hatte.

Was folgte, waren “Subkultur im Foyer“- und “Atelierbesuch“-Programme, bei denen der Golden Pudel Club mehrere Male die Rolle des Gastgebers spielte.

Niemand, der sich ernsthaft mit den politischen Richtungen der Kunst beschäftigt, hat diese Tatsache übersehen und ich weiss sehr genau, dass b_books, Journal of Northeast Issues und Thomas Baldischwyler hier und da Bedenken über ihre Teilnahme an diesem Projekt ausgedrückt haben (Park Fiction und Ligna offenbar nicht).

Aus meiner Perspektive hilft der Gesichtsverlust, den die Hamburger Gentry (ja, lasst uns das Gentri-fizierungsthema mal von einem anderen Winkel betrachten) nach ihrem häßlichen Reestablishment der Ordnung von November 2005 in Kauf nehmen musste (gefolgt von den Erfolgen von WSW2 und THE THING, finanziert durch einen Bruchteil der Kosten, die den “on“-Institutionen zur Verfügung stehen), die verzweifelten “Subvision“- und “Wir nennen es Hamburg“-Projekte zu erklären.

Neben dem Abgreifen von Förderetats und Räumen, definieren sie “off“ (global) und “Szene“ (lokal), so dass jeder Widerstand gegen Sammler und Galerien – für künstlerische Fragen – nicht existiert und nicht existieren darf.

Selbst wenn, wie die Pudelsalon-Einladung es haben wollte, man das Thema auf Kunst und Grundbesitz beschränkt, müsste man den Namen Jochen Waitz benennen, Besitzer vom Admiralitätstr.-Kunstkomplex, Kunstverein-Vorstandsmitglied und Initiator der lächerlichen “Kunstraumstiftungsinitiative“. Oder die Situation am Vorwerkstift benennen und den steigenden Druck auf die dort wohnenden Künstler im Namen des “Mehrwerts“.

Ernsthaft Instrumentalisierung zu diskutieren, heißt die Anfälligkeit für Instrumentalisierung, für Kooptation, für Verführung anzusprechen.

Geld für Kunst ist knapp in Hamburg und schwierig dran vorbei zu kommen:
1. HfbK Präsident Kötterings beispielloses Eindringen in die Berufungspolitik der Hochschule bedeutet, dass eine Generation von qualifizierten und nicht marktkonformen KünstlerInnen keine Lehrmöglichkeiten bekommen können.
2. Die CDU “10° Kunst“ Direktive beschneidet die Künstler in der freien Wahl von Orten für ihre Kunst im öffentlichen Raum Projekte (über Finanzierungsdruck und Verlockung).
3. Galerielaufbahnen bedeuten, haben sie nicht das Glück, von institutioneller Präsenz begleitet zu werden, stetig steigende Unterwürfigkeit und Anti-Intellektualismus.

Das Problem der Ressourcenknappheit für Kunst, deren Zweckbestimmung nicht die Ware ist, besteht darin, dass der Kunstmarkt sich mit schwerer Bewaffnung in die Rolle des endgültigen “Schiedsrichters des Geschmacks“ begibt (Stallabrass, 2004): Neoliberal werden Macht und Budgets abgeräumt, über die zuvor Kollektive und Städte verfügten (Brenner and Theodore, 2002).

IBA ist ein komplexes Thema, weil es Figuren von weniger (oder keinem) Kunstmarktprestige (Rolf Kellner, Britta Peters, Anke Haarmann) einbezieht, und dennoch reale Unterstützung bietet. Ich bin kaum ein Befürworter vom IBA/Dockville, aber ich finde es einfach und kurzsichtig (oder schlicht opportunistisch?) IBA zu attackieren und “Subvision“ und den Kunstverein auszulassen.

Die Aversion meines Gastgebers gegenüber dem “Kunstverein Gerede“ erinnert an das 90er Jahre Paradigma “Politik machen mit den Ressourcen des Kunsbetriebs“... ohne den Kunstbetrieb-wie-er-ist anzutasten. Für mich ist das weder Kunst noch Politik, sondern business-as-usual.

Kommentare [2]
Suzy Wong schrieb am 02.06.2009 01:10

Welche waren denn diese Ko-Gastgeber?. Bin echt neugierig...

michel chevalier schrieb am 03.06.2009 11:46

Gartenkunstnetz,
Journal of Aesthetics and Protest (Los Angeles),
Projektgruppe / Journal for Northeast Issues.

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